Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

DOI Artikel:
Clemen, Paul: Ludwig von Hofmann: zu seinem 80. Geburtstag
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0537

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ludwig von Hofmann. Idyll. 1896

Ludwig von Hofmann. Zu seinem 80. Geburtstag. Von Paul Clemen

Wo bist Du? Trunken dämmert die Seele mir Voll, der entzückende Sonnenjüngling

Von aller deiner Wonne, denn eben ist's. Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt.

Daß ich gelauscht, wie. goldner Töne Es tönten rings die Wälder und Hügel nach...

Hölderlin — Sonnenuntergang

Als einer der letzten bedeutenden Künstler, deren er-
ster Aufstieg noch in das alte Jahrhundert fällt, voll-
endet am 17. August 1941 Ludwig von Hofmann im
Schloß zu Pillnitz sein 80. Lebensjahr. Mit ihm stieg
noch einmal die Welle der Schilderung verklärter
idealer Daseinsfreude auf, die ein Menschenalter vor-
her von dem jungen Boecklin und Feuerbach (geb.

1827 und 1829) getragen erschien, der in Frankreich
Pulvis de Chavannes und Gustave Moreau (geb. 1824
und 1826), in England Rossetti und Burne Jones (geb.

1828 und 1835) antworteten — aber es war nicht
eine verspätete Romantik oder die Renaissance eines
letzten Klassizismus, sondern eine mit neuem Lebens-
gefühl erfüllte Kunst, der die Augen, die Welt der
Farben und des Lichtes zu sehen, scheinbar neu ge-
schenkt waren: so stehen um ihn die Franzosen Seu-
rat und Signac (geb. 1859 und 1865) und im selben
Jahr mit ihm ins Leben tretend Maillol und Bour-

delle. Und will man Hofmanns Linie in der deutschen
Kunst kennzeichnen — die mit ihm zusammen, oft
auf Umwegen, nach ähnlichen Zielen wanderten, sind
alle schon tot: Hodler(geb. 1855), Klinger (geb. 1857),
Tuaillon und Welti (geb. 1862), Stuck (geb. 1863),
Klimt (geb. 1867), Fr. Erler und Slevogt (geb. 1868),
Greiner (geb. 1869).

Es ist ein halbes Jahrhundert her, daß in Berlin die
„Vereinigung der Elf" hervortrat, in deren Kämpfer-
front der junge noch nicht dreißigjährige Ludwig
von Hofmann zum ersten Male sichtbar ward, mit
Klinger, Leistikow, Skarbina, Corinth und anderen
sich gegen den alten Akademismus stellte. Aufhor-
chen, Erschrecken, aber auch begeisterte Zustimmung
riefen die hellen und leuchtenden Schöpfungen des
jungen Darmstädters hervor, der nun bald als einer
der Führer einer neuen Jugend zu einer reinen sonne-
durchglühten idealen Welt erschien. „Sänger und

279
 
Annotationen