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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Rüdiger, Wilhelm: Der Bühnenbildner Emil Preetorius
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0355

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Emil Preetorius. Bühnenbild zu „Parsifal"

Der Bühnenbildner Emil Preetorius. Von Wilhelm Rüdiger

Wir haben uns gewöhnt, vom theatralischen Szena-
rium als vom Bühnenbild zu sprechen, obgleich das
Wort „Bild" für den Blick in den szenischen Schacht,
der hinter dem Rahmen des Bühnenportals uns das
jeweilige Spielgelände eines Stückes darbietet, nicht
mehr recht passend erscheinen will. Aus einer ganz
anderen Vorstellung von Theater und Bühne hat sich
dieser Terminus technicus bis heute noch erhalten:
man denkt bei dem Wort „Bild" an etwas Gemaltes,
das man in Muße betrachten möchte. Und tatsächlich
haben alte Bühnenbilder auch solche bildmäßigen
Eigenschaften besessen: Bildende Künstler, Kunst-
maler, malten eine frühlingsgrüne Waldgebirgsland -
schaft mit ferner Burg, in ihrer atmosphärischen
Duftigkeit geeignet und wert, unter Glas und Rah-
men an die Wand gehängt zu werden; vielfach ver-
größt auf den Prospekt übertragen, erschien dann

dieses Gemälde als Szenerie zum 1. Akt von „Tann-
häuser". Oder nach Art perspektivischer Konstruk-
tionen war der Raumblick in einen Schloßsaal oder
in die Galerie eines Palastes mit allem Einrichtungs-
komfort bis auf die wenigen, zum Spiel nötigen Re-
quisiten auf die abschließende Leinwand gemalt. Der
Schauspieler, der Sänger stand und agierte nicht in
der Szene, sondern vor ihr. Spiel und Bild waren in
zwei ganz verschiedene Schichten oder Ebenen, die
sich nie durchdringen konnten, hintereinandergela-
gert: der dreidimensionale Mensch bewegte sich vor
der zweidimensionalen Malerei. Das „Bühnen-Bild",
das diesen seinen Namen zu Recht trug, konnte nur
andeutende Folie zu dem körperhaft plastischen Ge-
schehen der Handlung sein. Die kompakte Realität
des Darstellers und die illusionistische Flächenkunst
der Malerei standen unverbunden gegeneinander,

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