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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Aus dem Eigenheim eines Architekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0095

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INNEN-DE KO RATION

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AUS DEM EIGENHEIM EINES ARCHITEKTEN

Das Haus des Architekten Kurt Schwarze steht
in der neu entstehenden Gartenstadt »Auenblick«
eines Leipziger Vorortes; ein bescheidener, eingeschos-
siger Bau mit ausgebautem Dachstock. Die Innenge-
staltung zielt auf eine schlichte, zweckmäßige Wohn-
lichkeit, in der Formen und Farben harmonisch zu-
sammenklingen. Der Architekt hat aber durch ein be-
sonderes Versenken in die ihn persönlich betreffende
Aufgabe auf sehr stille Weise eine Eigenart, eine per-
sönliche Note in die Räume gebracht, die ungemein
warm anspricht; namentlich auch in der herzhaften
handwerklichen Fassung von Möbelstücken wie der
Vorplatztruhe, der Anrichte, des Glasschrankes.

Der Vorplatz ist durch das freundlich-ausdrucks-
volle Zusammentreffen verschiedenster Motive (weiß-
gestrichener Windfang, Treppenansatz mit Gitter-
fenster, graugebeizte Sitztruhe, Spiegel, Kleiderab-
lage hinter rötlichem, gemustertem Vorhang) zu einer
sehr reizvollen, plauderhaften Gestaltung geworden.
Der einzige Bildschmuck, eine Kohlezeichnung »Mut-
ter und Kind« (Elisabeth Voigt-Berlin) führt gleich in
das Wesentliche der Häuslichkeit ein: Familienleben,

junge Ehe, Kinderlachen. Der große Wohn-Eßraum
ist durch ein fast wandbreites Fenster mit niedriger
Brüstung zum Garten geöffnet; auch vom Sofa (rot-
braun bezogen) und den tiefen Sesseln, die den behag-
lichen Fenstersitzplatz bilden, geht der Blick voll zu
den Rasen- und Blumenflächen hinaus. Hier wie im
ganzen Hause ist betonter Bedacht darauf genommen,
daß Räume und Hausrat eine Einheit bilden, daß die
Sitzplätze zu den Fenstern, daß das Kinderzimmer
zum Wohnraum der Mutter und alle Räume zum
Draußen in rechter Beziehung stehen. Das leichte
Gelb der Wände gibt mit dem hellen Rüsterton der
Möbel, dem Rotbraun der Polsterbezüge und dem
Braun, Gelb, Rot der Teppiche auf dem Eichenpar-
kett einen guten Klang. Liebevoll sind auch die
Räume der Kinder behandelt: Weiträumig durch
breite, türlose Verbindung von Spiel- und Schlafzim-
mer, mit Fenstern nach Ost und Süd, hübsche blaue
Möbel, lustige Vorhänge in Rot und Blau und, als
beliebtestes, unerschöpflich anregendes Spielgerät, die
große Schiefertafel, die sich täglich neu mit den
Runen des ersten kindlichen Welterfassens bedeckt.
 
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