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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

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Schulze, Otto: Neuere Räume von Georg Honold
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https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0273

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NEUERE RÄUME VON GEORG HONOLD.

Es bestätigt sich immer wieder, daß nur Arbeit,
Aufgaben und Aufträge den Künstler wachsen
lassen-, daß nur die engste Fühlung mit der Wirklich-
keit ihn vor Unmöglichkeiten und künstlerischen Dingen,
die ins Uferlose geben, bewahrt. Würden die Künstler
manchmal etwas kräftiger daran erinnert, daß auch sie
für ihre Werke eine gewisse Verantwortung zu über-
nehmen haben, dann würden sie sich für Rechnung
Dritter in ihren Launen und geistreichen Einfällen des
öfteren etwas mehr Zurückhaltung auferlegen. So kommt
es schon vor, daß man diesem und jenem Raum-
kiinstler wünschen möchte, ihn dazu verurteilt zu sehen,
auch in den von ihm geschaffenen Räumen sein Leben
verbringen zu sollen. Wenn das Künstlerische gar zu
dick unterstrichen wird, dann scheint es immer geboten,
die Kardinalfrage nach dem Praktischen und guter Ar-
beit doppelt zu stellen. — Honold hat sich immer
wacker gegen Zeitschrullen und billige Raumkunstwitze

gewahrt; in seinem ganzen Werdegange waren Arbeits-
pflichten und Verantwortungsgefühl seine getreuen Be-
gleiter, Honolds Möbel hatten immer eine stabile
Äußerlichkeit, Schreinerstil und doch eine gewisse Ge-
fälligkeit an sich; sie schienen mir stets von der Ber-
liner Möbelkunst die bessere Seite zu zeigen, sie waren
vertrauenweckend, zeigten reelle Handelswerte. Seine
Zimmer-Einrichtungen schienen mir überwiegend be-
gehrenswerte Objekte, ohne dabei dem Käufer sich be-
sonders aufdringlich anzubieten.

Der Raumkünstler Honold hat den früheren Möbel-
architekten Honold glücklicherweise nicht totgeschlagen,
sondern ihn als erfahrenen Mitarbeiter beibehalten; nur
daher kommt es, daß die Honoldschen Räume sich mit
der Zeit zu solcher Reife, wirkliches Raumbehagen um-
schließend, auswuchsen. Die kleinen Entgleisungen und
Auswüchse, die früher manchmal im Beiwerk und Zier-
rat noch spukten, sind ganz verschwunden. Das Genre der

ARCHITEKT
G. HONOLD
IN BERLIN.

SPEISE-ZIM-
MER. EICHEN-
HOLZ. BEZÜ-
GE IN LEDER.
 
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