13.05.2025 Französische Handschriften der Bibliotheca Palatina erschlossen

Wissenschaftlicher Katalog bei heiBOOKS als Open-Access-Publikation

Wahre Schätze der französischen Literatur befanden sich einst in der Heidelberger Schlossbibliothek. Davon zeugen 26 französischsprachige Handschriften aus dem 12. bis 16. Jahrhundert, die in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt an der Universitätsbibliothek Heidelberg wissenschaftlich beschrieben wurden. Die Ergebnisse sind nun in einem Katalog als Buch und frei zugängliche Online-Edition (Open Access) erschienen. 

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Erschließung lateinischer Handschriften. Ziel des Projektes ist es, 876 Handschriften unterschiedlicher literarischer Formen und Wissensgebiete nach den aktuellen wissenschaftlichen Standards neu zu erschließen. 2024 wurden 187 juristische Handschriften der Bibliotheca Palatina als 1. Katalog in der gleichen Reihe veröffentlicht. 

Die Bücher der Bibliotheca Palatina, die 1623 während des Dreißigjährigen Krieges von Heidelberg nach Rom gebracht wurden, stellen für die Wissenschaft einen besonderen Schatz dar. Sie enthalten zahlreiche grundlegende Quellentexte. Nach der Erschließung der 1816 nach Heidelberg zurückgekehrten deutschsprachigen Handschriften steht die Erschließung der 2030 lateinischen Handschriften kurz vor dem Abschluss. Digital sind die Bestände, die im Rahmen eines von der Universitätsbibliothek Heidelberg initiierten Projekts auch im Vatikan digitalisiert wurden, bereits wieder vereint. Die französischen Handschriften, die bei der Neuordnung des Bestandes in Rom den lateinischen Handschriften zugeschlagen wurden, bilden wiederum einen herausragenden Teilbestand, der durch die wissenschaftliche Erschließung im aktuellen Katalog zusammengeführt wurde. 

Die französischen Handschriften beinhalten sehr unterschiedliche Texte, die für die Sprach- und Kulturwissenschaften von herausragender Bedeutung sind. Darunter befinden sich das nach heutigem Kenntnisstand älteste vollständig erhaltene altfranzösische Passionsspiel, die ältesten erhaltenen Manuskripte der höfischen Romane ‚Partonopeus de Blois‘ und ‚Floire et Blancheflor‘ sowie die älteste bekannte Übersetzung von Boccaccios ‚Decamerone‘ ins Französische in einer eigens für den Herzog von Burgund angefertigten Prachthandschrift. Zudem enthält der Bestand einige herausragende Handschriften aus den renommiertesten burgundischen und französischen Werkstätten seiner Zeit. Er zeugt vom Sammeleifer der im frankophonen Kulturraum aufgewachsenen Pfalzgräfinnen bei Rhein. 

Die Veröffentlichung auf der Open-Access-Plattform heiBOOKS erfolgt gleichzeitig als PDF-Dokument und als Printausgabe. Die einzelnen Beschreibungen werden zusätzlich als Forschungsdaten im Repositorium heiDATA der Universität Heidelberg archiviert.

Steiger, Uli und Huthwelker, Thorsten: Die französischen Handschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek (Pal. lat. 1957–1973, 1983–1984, 1988–1992, 1995), herausgegeben von Karin Zimmermann, Heidelberg: heiBOOKS, 2025 (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg, Band 14). https://doi.org/10.11588/heibooks.1489