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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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III. Wie wandern Zeichen-Vorlagen?

1822 hatte der englische Graphiker Charles Tylor (1756-1823) erstmals ein Zeichenbuch im Selbstverlag veröffentlicht, das nach seinem Tod dann eine zweite Auflage unter einem Verlegerkonsortium erfuhr. Mit dieser Publikation erreichte das Werben mit berühmten Künstlernamen insofern einen Höhepunkt, als bereits auf dem Titelblatt zwölf Spitzenvertreter von Bartolozzi bis Van Dyck genannt sind. Auf vier der dreiunddreißig Tafeln sind auch die Figurenhaltungen nach den berühmten ‚Leonardo‘-Illustrationen zusammengestellt. Da allerdings wenige Jahre zuvor, 1817, das originale Manuskript Leonardos für den Malereitraktat wiederentdeckt und inklusive der tatsächlichen, sehr summarischen Zeichnungsskizzen Leonardos dazu publiziert worden war, nennt Tylor nun korrekt Poussin als Erfinder der in seinem Treatise reproduzierten Figurenhaltungen. Offenbar waren diese immer noch so kanonisch für den Zeichenunterricht, dass man lieber die Zuschreibung änderte als auf sie zu verzichten.

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