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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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III. „Dies Arbeiten selbst ist etwas so beglückendes“ – das Gesamtwerk

„A passage to India“? – „Indische Gärten“ und die Fernostreise

War sie oder war sie nicht in Indien? Marie Luise Gotheins Buch über den indischen Garten erscheint an einigen Stellen wie ein Augenzeugenbericht. Und obwohl sie am Ende ihres Lebens auf große Fernostreise ging: Den indischen Subkontinent hat sie nur in ihrer Phantasie gesehen.

1926 veröffentlichte Marie Luise Gothein ihr Buch über „Indische Gärten“. Der erste Teil rekonstruiert Gärten aus antiken literarischen Zeugnissen. Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit den Gärten des islamischen Mogulreichs auf dem indischen Kontinent. Im Veröffentlichungsjahr kehrte sie auch von ihrer Fernostreise zurück. Beschreibungen etwa eines Mogul-Gartens in Kashmir lesen sich wie frisch erlebte Reiseberichte:

„In fünf Terrassen […] steigt er [der Shalimargarten] als regelmäßiges Rechteck an etwa 500 m Länge zu 200 m Breite empor. Oben hält den Besucher eine wunderbare Aussicht fest: Über das blühende Tal hinaus, mit Seen und Stadt ihm zu Füßen, erschaut er die Bergmauer des Himalaya.“ (S. 61)

Die Zeitgenossen verstanden die Textstellen als Reisebericht. Der Gartenarchitekt Hans Kayser schreibt: „Wie ein Märchen aus ‚Tausend und eine Nacht‘, so schildert sie uns das Geschaute und Erlebte in ihrem Buche“. Doch gibt es Zweifel daran, ob Gothein wirklich die Orte besucht hat, von denen sie so anschaulich berichtete. Immerhin liegen zwischen den genannten Bauwerken Distanzen von mehreren tausend Kilometern. Bis ins Nachwort des Neudrucks von „Indische Gärten“ im Jahr 2000 hält sich die Frage: „War sie oder war sie nicht in Indien?“.

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