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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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V. Tabulae anatomicae: Anatomische Illustrationen des 16. bis 19. Jahrhunderts

Die Erfindung der Lineartafeln

Valverdes berühmtestes Werk ist die erstmals 1556, also nur ein Jahr nach der zweiten Ausgabe der „Fabrica“, in Rom veröffentlichte „Historia de la composicion del cuerpo humano“. Hier präsentiert wird der zweite Abdruck der ersten italienischen Ausgabe, bei der die Jahreszahl auf dem Titelkupfer von „1559“ zu „1560“ geändert worden war.

Der Text war von Valverde selbst verfasst worden, folgte aber dem des Vesalius. Sein Werk sollte nichts anderes sein, als die Wiedergabe dessen, was er bei den Sektionen in Italien gesehen habe. So sind die 42 Kupfertafeln bis auf wenige Ausnahmen direkt von Vesalius‘ „Fabrica“ nachgezeichnet, z.T. allerdings verkleinert oder mit Veränderungen bzw. Verbesserungen versehen.

Bei einer der nicht auf Vesalius zurückgehenden Tafeln handelt es sich um einen Muskelmann, der seine abgezogene Haut in der rechten und einen Dolch in der linken Hand hält – ein Darstellungsmotiv, das an Michelangelos Hl. Bartholomäus in der Sixtinischen Kapelle erinnert.

Eine der Abbildungen auf einer weiteren Tafel dokumentiert den kreativen Umgang mit den vesalischen Vorlagen. Sie zeigt einen liegenden sezierten Leichnam, hinter dem als Sekant ein ebenfalls Sezierter mit geöffnetem Thorax und hochgeklapptem Brustbein steht, der mit beiden Händen in die eröffnete Brusthöhle des vor ihm Liegenden greift.

Diese Darstellung ist nur insofern eine neue Erfindung Valverdes, als dass sie gewagt zwei Holzschnitte aus der „Fabrica“ miteinander kombiniert. Die beiden ersten Abbildungen des 6. Buches bei Vesalius mit einem waagerecht liegenden und einem senkrecht wiedergegebenen sezierten Körper lieferten die Vorlagen für die Bildschöpfung, welche in den folgenden Jahren in verschiedene anatomische Werken übernommen wurde.

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