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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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V. Tabulae anatomicae: Anatomische Illustrationen des 16. bis 19. Jahrhunderts



Darstellung einer Sektion

Bartolommeo Eustachi (1500/1510–1574)

Der italienische Arzt Bartolommeo Eustachi gilt als einer der Mitbegründer der neuzeitlichen Anatomie. Ab 1549 lehrte er an der ‚Collegia della Sapienza’, der späteren Universität von Rom. Er war zwar ein Anhänger der Galen‘schen Anatomie, nahm aber selbst Sektionen an menschlichen Leichen vor und war bestrebt, die vesalischen Thesen zu präzisieren. Im Zentrum seiner Forschungen standen die vergleichende Anatomie sowie entwicklungsgeschichtliche Fragestellungen.

Anders als Vesalius ging es Eustachi darum, die Summe seiner Beobachtungen an mehreren autopsierten Leichnamen in einer Abbildung zusammenzuführen und – quasi in einer Synthese aus Beobachtung und Konstruktion – ein Modellbild zu schaffen.

Eustachi veröffentlichte zu Lebzeiten nur acht Tafeln in seinen „Opuscula anatomica“ (1564 in Venedig). Erst Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die übrigen Kupfer in der Biblioteca Vaticana wiederentdeckt und 1714 in Rom veröffentlicht.

Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert

Die Amsterdamer Ausgabe von 1722 stimmt seitengenau mit dem römischen Druck von 1714 überein, lediglich die Widmung Lancisis an den Papst fehlt. Den ersten acht Tafeln sind die Erklärungen Eustachis beigegeben, bei den übrigen 39 Kupfern handelt es sich um Kommentare Lancisis.

Alle Tafeln sind Nachstiche, auch die Titelvignette von Pier Leone Ghezzi ist spiegelverkehrt reproduziert. Sie zeigt eine Leichenöffnung in einem anatomischen Theater: Auf einem Podest am rechten Bildrand steht ein Skelett, dessen Rechte in mahnender Geste erhoben ist. Im Bildzentrum findet die Leichenschau statt, bei der der Sekant – möglicherweise Eustachi selbst – auf den geöffneten Leichnam deutet und so einen bestimmten anatomischen Sachverhalt den auf den Rängen versammelten Zuschauern demonstriert, die allesamt heftig gestikulieren.

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