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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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III. Anatomische Lehrmittel: Präparationstechniken und Modelle

Wachsplattenrekonstruktion – die vorgeburtliche Entwicklung des Menschen

Eine im 19. Jahrhundert entwickelte Methode zur vergrößerten Darstellung der Feinstruktur von Organen und Körperteilen ist die Wachsplattenrekonstruktion. Sie fällt mit dem damals aktuellen Forschungsinteresse an der Entwicklung menschlicher Embryonen zusammen. So wurde auf der Grundlage von histologischen Schnitten ein Verfahren zur vergrößerten Darstellung embryologischer Strukturen mithilfe von Wachsplatten erfunden, um die verschiedenen Phasen der vorgeburtlichen Entwicklung plastisch zu rekonstruieren. Zuerst wurden Embryonen komplett in Paraffin eingebettet und anschließend mit einem sehr scharfen Messer, einem Mikrotom, in gleichmäßig dünne Scheiben geschnitten und eingefärbt. Die so gewonnenen Schnitte wurden unter dem Mikroskop betrachtet, abgezeichnet und vergrößert. Die Zeichnungen wurden auf Wachsplatten übertragen und die äußere Form sowie die inneren Strukturen mit einem heißen Messer aus den Platten herausgeschnitten. Die bearbeiteten Formationen konnten in einem letzten Schritt zusammengeschmolzen und gefärbt werden. Das Endprodukt ist ein naturgetreues, vergrößertes Modell des untersuchten Embryos.

Die Vergrößerung embryonaler Strukturen

Der österreichische Anatom Ferdinand Hochstetter (1861–1954) interessierte sich besonders für die Entwicklung des Gehirns und der Blutgefäße sowie für verschiedene Konservierungsmethoden. Aber auch auf dem Gebiet der Embryologie arbeitete er eng mit internationalen Kollegen zusammen. So lieh er seine aus Embryonen angefertigten histologischen Schnitte auch an den Heidelberger Erich Kallius aus, der daran die vorgeburtliche Entwicklung des Hals-Kopf-Bereiches erforschte.

In Heidelberg wurden die entsprechenden Strukturen der übersendeten Embryonen mit Hilfe des Zeichenapparates nach Abbé (siehe Exponat III.8) kopiert, vergrößert und unter Verwendung von Wachsplatten in Modelle umgewandelt. Abbildung 5 der ausgeschlagenen Tafel zeigt eine schiefe Seitenansicht des Kopfes des „Keimling No. 4” in einer 7,5fachen Vergrößerung. Dieser Embryo wurde von August Vierling verwendet, um ein Wachsplattenmodell zu erstellen (Exponat III.9).

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