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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Der Karlsruher Hauptfriedhof

(aus: Stefan Fayans, Bestattungsanlagen,
Handbuch der Architektur, Teil 4;
Halb-Bd. 8, H. 3, Stuttgart, 1907, Abb.117)

Da sich der alte Friedhof an der Kapellenstraße für die rasant wachsende, gründerzeitliche Stadt als zu klein erwies, traf man 1872 den Entschluß, an der Stadtgrenze einen neuen Friedhof zu errichten. Als Bauplatz wählte man ein etwa eine halbe Stunde von der Stadt entferntes, ca. 15 ha großes Grundstück am Hardtwald.

Der nach Entwürfen Josef Durms angelegte Karlsruher Hauptfriedhof ist Deutschlands erster kommunaler „Parkfriedhof”. Das neue, für die damalige Zeit bahnbrechende Konzept beinhaltete, an Stelle der bislang üblichen, streng geometrischen Einteilung der Grabfelder in Quadrate oder Rechtecke, unregelmäßige Feldergruppen anzulegen. Geschwungene, mit Bäumen bepflanzte Haupt- und Seitenwege, eingestreute Rasenflächen sowie Busch- und Baumgruppen führen zu einer parkähnlichen, harmonischen Ausstrahlung des Friedhofs. Entlang der Alleen und der Fußwege stehen vornehme steinerne Grabmonumente, die Hecken dahinter verhindern den Durchblick auf die meist mit Holzkreuzen oder einfachen Steingrabmälern ausgestatteten Grabfelder. Die gesamte Anlage ist von einer zwei Meter hohen Mauer umgeben.

Für die Bestattungen waren drei Möglichkeiten vorgesehen: in den Grüften der Gruftenhalle, an den Wegen der Rabattengräber und in den Reihen der Grabfelder. Letztere standen seinerzeit den Einwohnern aus Karlsruhe und den auswärts wohnenden Karlsruhern kostenlos zur Verfügung. Für die anderen mußte ‒ entsprechend der Leichenordnung für die Residenzstadt Karlsruhe vom 31. Dezember 1874 - eine „Vorbehaltstaxe” (Nutzungsrechtsgebühr) entrichtet werden. Die Arbeiten an den Gebäuden wurden im Mai 1874 begonnen, die feierliche Einweihung, an der auch der großherzogliche Hof teilnahm, erfolgte im November 1876. Um die Anbindung des neuen Friedhofs an die Stadt zu verbessern, wurde 1891 eine dampfbetriebene Lokalbahn in Betrieb genommen, die von den Karlsruhern liebevoll „Lobberle” genannt wurde.

Im Jahr 1903 erweiterte man die Anlage durch das von August Stürzenacker (1871 - 1951) entworfene Krematorium.

Man betritt den Friedhof durch ein monumentales Portal und gelangt in einen von Säulenhallen mit Rundbogen-Arkaden auf toskanischen Säulen umgebenen, nach dem Vorbild der italienischen Campi Santi angelegten Hof. Auf der gegenüberliegenden Seite überragt die Grabkapelle, deren Fassade Durm nach dem Vorbild von San Bernadino in Perugia errichten ließ, den gesamten Gebäudekomplex. Ihr ist auf der Nordseite das Leichenhaus angelagert. Auch die anderen Gebäude des Friedhofs orientieren sich am Stil der italienischen Frührenaissance.

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