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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Das Alt-Klinikum der Universität in Heidelberg-Bergheim

In den Jahren 1887 bis 1903 prägte Josef Durm die stilistische Entwicklung der Architektur des Alt-Klinikums der Universität Heidelberg. Durm bemängelte die „phantasielose Nüchternheit“ in der Architektur, die er zwar für Fabrik- und Ökonomiegebäude gelten ließ, bei der „Lösung größerer, wahrhaft künstlerischer Aufgaben“ zeige sich jedoch ihre „Unzulänglichkeit empfindlich“.

So war beispielsweise das Hygieneinstitut im Sinne Durms kein Ökonomiegebäude, sondern es sollte einen jungen, aufstrebenden Wissenschaftszweig beherbergen. Aufgabe war es also, einen Bau mit einem ästhetischen Ambiente nach dem Verständnis der Renaissance zu schaffen.

Das Hygienische Institut

Im März 1887 erhielt die Bezirksbauinspektion Heidelberg vom Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts den Auftrag, Baupläne für ein Hygienisches Institut zu erarbeiten. Als diese Pläne Josef Durm vorgelegt wurden, stießen sie bei ihm auf Kritik. Die daraufhin von Durm im Juli 1889 erstellten Entwürfe wurden im Oktober des Jahres vom Ministerium genehmigt, im Spätjahr konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden. Als Bauplatz wählte man ein Grundstück im Bergheimer Klinik-viertel an der Kreuzung von Voss- und Thibautstraße.

Im „Handbuch der Architektur” wird das Institut 1905 als „eine Lehranstalt von mäßigem Umfange, die allen an kleinere Institute zu stellende Programmanforderungen gerecht wird” bezeichnet.

Bei dem Neubau, dessen Formensprache sich an der italienischen Renaissance orientiert, handelt es sich um das erste Institutsgebäude, dessen Haupteingang nicht in der Symmetrieachse liegt. Die großen Räume, Hörsaal und Bibliothek, sind im Querbau angeordnet, der sich über einen eingeschossigen Längsbau schiebt. 1910/11 wurde der Bau durch Julius Koch um ein Geschoß aufgestockt, was die Proportionen wie die architektonische Wirkung nachhaltig beeinflußte. Heute bildet das Bauwerk das Hauptgebäude der Psychosomatischen Klinik.

Grundriß des Hygieneinstituts, Hauptgeschoss (li) und Untergeschoss (re), aus: Centralblatt der Bauverwaltung, 1892, S. 284f. Abb. 3 und 1

Das Hörsaalgebäude für die Medizinische Klinik

Zur Erweiterung der Unterrichtsräume für die medizinische Klinik wurde in den Jahren 1890/91 südlich des Medizinischen Pavillons II ein Neubau errichtet (Voßstraße 2). Dieser enthielt neben einem Hörsaal u.a. auch Untersuchungszimmer und Laborräume. Die Zuweisung des Gebäudes an Josef Durm war aufgrund der schwierigen Quellenlage lange umstritten, wird aber heute sicher angenommen.

Heute beherbergt dieses Gebäude die „Prinzhornsammlung” mit ihrer weltweit einzigartigen Sammlung von rund 5.000 Arbeiten von Patienten psychatrischer Anstalten. Um den Hauptausstellungsraum der Graphiken im eigentlichen Hörsaal einrichten zu können, wurde das ursprünglich von Durm konzipierte zweischalige Glasoberlicht rekonstruiert. Der ansteigende Hörsaalboden wurde zugunsten der neuen Museumsnutzung entfernt.


Grundriß des Medizinischen Hörsaalgebäudes, 1892, aus: Dinkler, M., Der Hörsaalbau der medizinischen Klinik in HD
in: Klinisches Jahrbuch 4 [1892], S. 205-209, Abb. 1
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