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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Deutschsprachige Feldzeitungen des Ersten Weltkrieges

Feldzeitungen (auch Schützengraben-, Soldaten-, Kriegs-, Front- oder Armeezeitungen) entstanden zunächst unmittelbar an der Front. Sie boten Ablenkung vom oft monotonen Alltag und waren zugleich ein Forum für die Sorgen und Nöte der einfachen Soldaten: Sehnsucht nach der Heimat, Versorgungsengpässe, ungerechte Behandlung durch Vorgesetzte. Die Ursprünge bestanden aus selbstgedichteten Versen, Witzen und Spottgedichten, die auf Zettel geschrieben und irgendwo angeheftet wurden. Wenig später kamen hektografierte Blätter in sehr kleinen Auflagen auf, die für wenige Groschen reißenden Absatz fanden. Im weiteren Verlauf des Krieges und mit wachsender Kontrolle durch die Militärbehörden zielten die Zeitungen schließlich zunehmend darauf ab, die Meinung der Soldaten zu beeinflussen und zu lenken.

Die Feldzeitungen sind keine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Die ersten Feldzeitungen erschienen bei den französischen Revolutionsheeren 1782 - 1794: "Argus du département et de l'armée du Nord" und "Le Postillon des armées".
In deutscher Sprache erschienen 1794 die „Geprüfte Tagschrift der gesamten kombinierten Armeen” und 1813 die „Zeitung aus dem Feldlager”.

Welche Feldzeitung 1914 die erste war, ist nicht eindeutig bestimmbar, vermutlich wurde an mehreren Stellen auf die alten Vorbilder zurückgegriffen. Zwischen September 1914 und November 1918 erschienen auf deutscher Seite etwa 110 Feldzeitungen, einige jedoch nur für sehr kurze Zeit.

Zunächst wurden diese kleinen Presseerzeugnisse von der Heeresleitung wenig beachtet und kontrolliert, erst mit Einrichtung der Feldpressestelle im Frühjahr 1916 wurde zentralisiert und bewusst meinungsbildend gearbeitet. Entsprechend lassen sich die Zeitungen in zwei Gruppen unterteilen. Die älteren, eigentlichen Schützengrabenzeitungen wurden von schreib- und zeichenbegabten Soldaten für den eigenen Truppenteil herausgegeben. Sie schilderten mit relativer Offenheit die Sicht der Soldaten zum Krieg und hatten eher privaten Charakter. Der Krieg wurde nicht als internationales Großereignis geschildert, sondern es ging eher um die Qualität der Verpflegung, das Verhalten der Vorgesetzen, Feldpost und Heimaturlaub. Der Ton war großenteils (selbst-)ironischer Natur.

Ab Mitte 1916 wirkten die Zeitungen durch den Einfluss der militärischen Kommandobehörden ernsthafter. Es erschienen nun Blätter, die für ganze Armeen und Heereskorps gedacht waren. Sie enthielten Beiträge von anderen Truppenteilen, waren breiter angelegt und professioneller aufgemacht, zugleich aber unpersönlicher. 1914 war man noch davon ausgegangen, dass der Krieg wenige Wochen, höchstens einige Monate dauern würde. Im dritten Kriegsjahr grassierten nun Kriegsmüdigkeit und Friedenssehnsucht, besonders bei den einfachen Soldaten. Die Zensur achtete deshalb darauf, dass die Strapazen oder Grauen des Krieges nicht thematisiert wurden. Veröffentlichte Feldpostbriefe waren durchgesehen und kritische Sätze gestrichen. Wenn über das Weltgeschehen und den Krieg berichtet wurde, dann eher im plaudernden Ton. Im übrigen bot man Unterhaltung mit Fotografien, Karikaturen, Geschichten und Rätseln.

Da speziell die ursprünglichen Feldzeitungen nicht per Post verschickt, sondern nur an Frontsoldaten verteilt wurden, sind sie recht selten. Es bildeten sich später zwar Sammler- und Tauschbörsen, aber ein lückenloser Bestand ist kaum in einem Archiv oder einer Bibliothek vorhanden. Die Universitätsbibliothek Heidelberg hat mit Unterstützung der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg 19 ihrer Feldzeitungen mikroverfilmt und digitalisiert. Um dem interessierten Benutzer wenigsten digital einen möglichst lückenlosen Bestand anbieten zu können, wurden die eigenen Lücken durch Digitalisierung von Exemplaren aus anderen Bibliotheken geschlossen. Allen Leihgebern sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.

Literatur

  • Daucher, Elke: Kriegszeitungen der Universitätsbibliothek Heidelberg: Überlegungen zu Erschließung, Erhaltung und Präsentation des Bestandes (pdf-Version; 878 KB). Diplomarbeit 2003
  • Entz, Werner: die französischen Feld- und Schützengrabenzeitungen während des Weltkrieges. Limburg 1936
  • Harth, Fred, Die deutschen Schützengraben- und Soldatenzeitungen (Kulturdokumente zum Weltkrieg ; 1). München 1917
  • Hellmann, Richard; Palm, Kurt: Die deutschen Feldzeitungen. Freiburg i. Br. 1918
  • Kurth, Karl: Die deutschen Feld- und Schützengrabenzeitungen des Weltkrieges. Leipzig 1937
  • Lipp, Anne: Meinungslenkung im Krieg. Kriegserfahrungen deutscher Soldaten und ihre Deutung 1914-1918. Göttingen 2003
  • Schramm, Albert: Deutsche Kriegszeitungen. Sonderheft des Archiv für Buchgewerbe. Heft ½, 1917, Band 54
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