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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 21.1924/​1925

DOI Artikel:
Bauer, Curt: Die christliche Kunst auf der Biennale in Rom
DOI Artikel:
Dussler, Luitpold: San Francesco in Assisi
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https://doi.org/10.11588/diglit.53139#0248

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2l8

SAN FRANCESCO IN ASSISI

sind die Altarstickereien von Elsa J a s k o 11 a
recht bemerkenswert, doch darf man nicht
vergessen, daß Italien gerade in dieser Manu-
faktur eine alte Kultur besitzt, die den
Kenner etwas verwöhnt hat.
Während sich in der deutschen Gruppe
doch einzelne, auf eigenen Wegen befind-
liche Kräfte regen, ist die italienische
Gruppe in ihren besten Leistungen streng
konventionell eingestellt wie Rodolfo Vi 1-
lanis im byzantinischen Stil gehaltene Stu-
dien zu den Fresken für die Apsis von
S. Francesco in Ravenna. Oder es handelt
sich um einen ganz unkirchlichen Impres-
sionismus, in dem sich die an sich vortreff-
lichen beiden Bilder von Giovanni Revero
zeigen. Dagegen muß gesagt sein, daß es
der französischen Gruppe gelungen ist,
sich mit den besten Arbeiten — Arbeiten,
die in modernem Sinne gehalten sind, ohne
dem traditionellen Geist der Religion zu
widersprechen — in den Vordergrund der
Ausstellung zu stellen. Wir möchten in
diesem Zusammenhänge den Gemälden von
E. Chaplein den ersten Platz zusprechen.
Aber auch Maurice Denis weist einen be-
deutenden Zug ins Monumentale auf, wäh-
rend G. Desvallieres bei aller Neigung
zum Mystizismus doch zu formlos dem Im-
pressionismus verfällt. In Bezug auf Monu-
mentalität jedoch muß ein als Mosaik ge-

dachtes Gemälde von Denis: Die Taufe
Christi, besondere Erwähnung finden. Sehr
weit entfernt von einer formalen Lösung
hingegen scheint sich die christliche Kunst
in der ungarischen Gruppe zu befinden.
Zwar hat sie vom Standpunkte des impres-
sionistischen Staffeleigemäldes aus einige
recht gute Leistungen aufzuweisen. Zu ihnen
rechnet vor allem Julius Rudnay mit seinen
stark bewegten Kompositionen. Aber ihnen
allen fehlt die große einfache Linie kirch-
licher Monumentalität, und dasselbe gilt
auch von dem Riesengemälde Andor Hubays
„Consumatum est“, dessen sentimentales
Pathos viel zu plastisch herausgearbeitet
ist, um auf der Wandfläche zu bleiben.
Wirklich geschmacklos indessen wirkt die
vor der ungarischen Gruppe nach den Ent-
würfen von Anton Megyer-Meyer her-
gerichtete Kapelle. Dieser Uberschuß an
Gelb beleidigt das Auge und verhindert jede
Sammlung, ganz abgesehen von der plum-
pen Stilisierung der dekorativen Malereien.
Es ist ein gänzlich mißverstandener Byzan-
tinismus, dessen anspruchsvoller Aufwand
eine völlige Entgleisung der modernen Kir-
chenkunst darstellt. Innere Konzentration,
nicht Zerstörung muß die Richtlinie sein,
die über die stilistischen Divergenzen un-
serer Zeit hinweghilft.
Curt Bauer

SAN FRANCESCO IN ASSISI
I. Die Unterkirche
Von LUITPOLD DUSSLER

Tn der reichen Zahl der Wallfahrtsstätten
des Abendlandes gibt es nur wenige, die
an künstlerischer Bedeutung mit dem monu-
mentalen Heiligtum von S. Francesco in
Assisi rivalisieren können. So außergewöhn-
lich das Leben und Wirken des seraphischen
Heiligen war, so exzeptionell ist die Ge-
schichte des gewaltigen Denkmals, das sei-
nem Andenken geweiht ist. Noch vor der
selten frühen Kanonisation des hl. Franz (1228)
hatte sein tatkräftiger und impulsiver Ge-
fährte, Bruder Elias, in dessen Händen die
Leitung des Ordens nach seinem Tode ruhte,
die Initiative ergriffen, dem Ordensstifter
eine Grabeskirche zu errichten. 1228 erfolgte
die Grundsteinlegung unter Gregor IX. und

ein Vierteljahrhundert darauf 1253 vollzieht
Papst Innozenz IV. die Weihe von S. Fran-
cesco. Inwieweit von Anfang an der Plan
zur Anlage einer Doppelkirche feststand,
läßt sich trotz eingehender Forschungen über
die Baugeschichte von S. Francesco nicht
feststellen; rein äußere LTmstände aber, wie
die rapide Ausbreitung des Ordens und die
schon frühzeitig einsetzenden Pilgerbesuche
mochten das Bedürfnis nach einer zweiten
geräumigeren Kirche, der heutigen Ober-
kirche, rechtfertigen. Die eigentliche Grabes-
kirche des Heiligen, die Unterkirche, war
ursprünglich einschiffig mit westlichem Quer-
schiff und halbrunder Chorapsis, erst im Laufe
des Trecento wurde sie durch Seitenkapellen