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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 26
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Trillich, Heinrich: Die schwarzen Farben
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Vorsatzpapier nach alter Art [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0118

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114

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 26.

holt mit Wasser, solche präparierte Schwarze
zeigen einen intensiven Ton.
Auf eine andere Art als durch trockene De-
stillation entstehen die Russe, nämlich durch
Abscheidung aus unvollkommen verbrennenden
kohlenstoffhaltigen Dämpfen, die durch Erhitzen
von organischen Stoffen entstehen. Während z. B.
einen Leser eine qualmende oder bleckende Lampe
zur Verzweiflung bringen kann, oder die Haus-
frau, die weisse Wäsche aufgehängt hat, mit Ent-
setzen das Qualmen des Fabrikschornsteins da-
neben bemerkt, wird in der Russfabrik gerade
auf dieses Qualmen der Hauptwert gelegt und
das kostbare Schwarz an kalten Flächen aufge-
fangen, dann gesammelt, nochmals geglüht (cal-
ciniert), um alle öligen und brenzlichen Stoffe
zu entfernen und dann gemahlen und gesichtet.
So entstehen aus Rüböl und Baumöl die Lampen-
russe, einschliesslich der chinesischen Tusche,
aus Petroleum, Teer, Teerölen u. s. w. die Car-
ton Blaks, aus Kienholz der Kienruss, aus
amerikanischem Neturges das Gas black und
aus Acethylengas bezw. Calciumcarbid das Ace-
thylenschwarz.
Die Preislagen dieser Produkte sind je nach
der Qualität und weiteren Behandlung sehr ver-
schieden, sie schwanken von 40 Mk. bis 200 Mk.
für 100 kg. Die weitaus meisten Russe werden
für Buchdruckerschwärzen gebraucht.
Echte Mineralschwarze sind dagegen noch
das Manganschwarz und das Eisenschwarz,
ersteres ist hochprozentiger Braunstein (Mangan
Superoxyd), der besonders in Thüringen und im
Kaukasus in schönen, blauschwarzen Vorkommen
gefunden wird, und dann besonders die sogen.
Zementschwarze und Rattenschwarze liefert (100
kg 18—30 Mk.). Das Eisenschwarz ist Eisen-
oxyd, das auch künstlich durch scharfes Glühen
von Caput mortuum u. s. w. hergestellt wird und
ebenfalls als Zementschwarz gebraucht wird. Ein
dunkles Schwarzgrau liefert der Eisenglimmer
(Schuppenpanzerfarbe).
Die schwarzen chemischen Farben sind stets
sogen. Lackfarben, entweder reine Lacke oder aus-
gefällt auf feine Bein- und Rebschwarze, sel-
tener Russe.
Das wichtigste ist das sogen. Lackschwarz
(100 kg 200—500 Mk.), das aus einer Abkochung
von Blauholz durch Fällen mit Eisenvitriol und
Chromkali hergestellt wird, ein ausserordentlich
tiefes, weiches Schwarz von grosser Echtheit.
Sehr wichtig ist auch das Anilin- oder
Diamantschwarz, hergestellt aus Anilinöl,
Salzsäure, Eisen- und Kupfervitriol und Chrom-
kali, ebenfalls mit Preisen von 200—400 Mk.
für 100 kg und sehr echt.
Sowohl Lack- wie Diamantschwarz können
mit verschiedenem „Stich" hergestellt werden,
event, werden sie mit Pariserblau nuanciert, was

auch bei vielen anderen Schwarz erforderlich ist,
um ein recht tiefes Schwarz zu erzielen.
Sehr viel weniger echt sind dagegen Fäl-
lungen aus Brillantschwarz.
Nicht eigentliche Farben, sondern schwarze
Lacke und Ueberzüge liefern für den Maler einige
nur flüssig herstellbare Präparationen.
So entsteht z. B. ein ausserordentlich ge-
schätzter Lack, insbesondere für Lackleder,
durch Kochen von ganz reinem Pariserblau mit
Lein- bezw. Holzöl, das Blau zersetzt sich näm-
lich teilweise zu rötlichem Eisenoxyd, das mit
den Resten von Blau ein ungemein intensives
Schwarz gibt, das den elastischen Lack weder
spröde, noch brüchig macht, wie dies z. B. Körper-
schwarz tun würde.
Schöne schwarze Lacke gibt Asphalt (Juden-
pech), sowohl amerikanischer wie syrischer Her-
kunft, insbesondere wenn er vorher, d. h. beim
Kochen, mit Schwefel imprägniert ist. Die As-
phaltlacke sind als Eisen- und Rostschutzlacke
sehr geschätzt, natürlich hängt ihre Haltbarkeit
von dem zugesetzten Lackkörper mit ab.
Wesentlich billiger sind Lacke aus Schmiede-
pech, Teerasphalt, Goutron, Gasteer u. dergl.,
alles Produkte der fraktionierten Trockendesti-
lation, häufig mit Kalk gehärtet und mit Schwe-
fel gleichsam vulkanisiert, der Teer liefert so
insbesondere Eisenlack oder Blak Varnish.
Auf photographischen Bildern finden wir
endlich kalte und warme schwarze Töne auf
Bromsilber- und Platinpapieren, mit Hilfe metal-
lischer Niederschläge von Platin auf den ur-
sprünglichen Silberbildern hergestellt, während
Gold bekanntlich die mehr braunen sogen. Photo-
graphietöne gibt, die jahrzehntelang alle Photo-
graphien zeigten. Da das Kilogramm Platin aber
heute ca. 3500 Mk. kostet, dürfte der etwas hohe
Preis einer allgemeinen Anwendung dieses sammt-
artigen Schwarz doch recht hinderlich im Wege
stehen.
Vorsatzpapier nach alter Art.
Mitgeteilt von C. F.
(Schluss.)
II. Ausführliche Beschreibung / das schönste
Türckische Papier zu machen.*)
Erstlich muss man eine Form von Holtz machen
lassen / die so gross ist als ein Bogen Papier. Der
Bort oder Rand dieser Form muss ungefähr 2 Zoll
hoch seyn.
Zum andern musst du einen Kamm von mes-
singen Drat haben / in welchem die Zähne oder
Dräte allemal soweit voneinander stehen / gleich
wie man bey dem Türckischen Papier / wie weit
ein Zug von dem andern stehet / wohl sehen kann ;

*) Kunst- und Werck-Schul S. :36g.
 
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