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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 7
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Berger, Ernst: Zur Verständigung in Sachen des sogen. Punischen Wachses [1]
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Ueber Grundierung
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Zur gefl. Notiznahme
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0032

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28

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 7.

2. Die Versuche Donners sind ohne jeden
Zweifel richtig und den Tatsachen entsprechend.
Auch ich habe die gleichen Versuche gemacht und
dabei ausserdem noch eine sehr auffallende
Eigenschaft des mit Nitrum und Meerwasser be-
handelten Wachses beobachtet, nämlich die Eigen-
schaft, dass sich das „leicht verseifte Wachs" bei
etwas vermehrter Soda-, Pottasche- oder Laugen-
zugabe sehr leicht in eine weisse, wie dicke
Milch aussehende Masse verwandelt, die sich zur
Farbenbindung sehr gut eignet, die dabei noch
überdies die merkwürdige Eigenschaft hat, dass sie,
obwohl anfänglich mit Wasser mischbar, nach
dem oberflächlich „bis zum Schwitzen" erfolgten
Erhitzen wieder die Eigenschaften des Wachses (Un-
empfindlichkeit gegen Feuchtigkeit) zeigt; die Tat-
sache, dass sie sich mit etwas Oel zusammen-
schmelzen lässt, wie Donner es versuchte, tritt gleich-
falls ein, und findet ebenso seine Begründung in
den von diesem angezogenen Texten der Alten,
nämlich des Vitruv und Plinius in den Kapiteln von
der Ganosis.
Die von Donner zur Grundlage des Farben-
bindemittels bei seiner Rekonstruktion der Enkaustik
genommene Wachsmasse und die von mir zur Ga-
nosis und anderen maltechnischen Zwecken ge-
wonnene Wachsemulsion sind demnach sehr nahe
miteinander verwandt, jedenfalls viel näher als das
nur gebleichte und punisches genannte der Herren
Dr. Lang und stud. hist. Gerlich. Donners „duk-
tile" Wachspaste ist auch eine Wachs-Soda-
Oel-Seife, genau so wie die von Dr. Lang
als „meine Erfindung" bezeichnete Wachs-
Emulsion. Wir sind beide auf Grund der
gleichen Textstellen empirisch zu fast glei-
chen Resultaten gelangt, indem wir beide erkannt
haben, dass das mit Nitrum und Salzwasser
gekochte Wachs sich nicht ohne weiteres
als Farbenbindemittel eignet, weil der so
gewonnenen Masse die für solche Zwecke
unentbehrliche Geschmeidigkeit, leichte
Verteilbarkeit und Verstreichbarkeit ab-
geht. Der Unterschied zwischen der von Donner
und der von mir benutzten Wachsmasse besteht
einzig und allein in der verschiedenen Do-
sierung der zum Kochen verwendeten Nitrum-
zugabe bezw. des verwendeten Alkali und aus dieser
verschiedenen Dosierung resultieren naturgemäss
alle weiteren Differenzen.
Wie gross nun der Sodazusatz ist, den Donner
für sein punisches Wachs anwendet, darüber macht
er keine genaueren Angaben; in Bezug auf den
Olivenölzusatz sagt er (Techn. Mitt. XVIII, S. 187)
„spielt das Zuviel und das Zuwenig eine sehr
wichtige Rolle, und müssen je nach Beschaffenheit
der verwendeten Ingredienzien die Quantitäten wohl
bemessen werden". Jedenfalls ist auch die Menge
des zugegebenen Nitrum nicht gleichgültig. „Eine
Kleinigkeit, eine unbedeutende Menge" (ßpa)(6 bei

Dioskorides) ist ein sehr relativer Begriff. Soviel ist
aber sicher: Die Menge der Nitrum-Beigabe
richtet sich nach dem beabsichtigten Zweck,
in diesem Falle ist also, nach Donner, der
Zweck die „leichte Verseifung".
(Fortsetzung folgt.)
Ueber Grundierung.
Zu unserem Artikel über Grundierung von Mal-
leinwand in Nr. 5 dieser Blätter ist folgender Bei-
trag eingetroffen:
„Das Springen des geleimten Kreidegrundes
auf Leinwand vermeidet man vollständig durch Hinzu-
fügen folgender Substanzen zur Grundiermasse: Man
schmilzt(feuergefährlich —Wasserbad, oderhöchste
Vorsicht!) je ein Raumteil Wachs und Schmierseife
in zwei Raumteilen rekt. Terpentinöl. Man stellt
sich am besten in einem dafür reservierten kleinen
Blechtiegel einen Vorrat dieser Mischung her, den
man geiinde (bis zum Schmelzen) erwärmt, um
jedesmal der fertigen Grundiermasse einen kleinen
Schuss davon hinzuzufugen. Die Menge des Zusatzes
ist schwer anzugeben; sagen wir: für Grundierung
von 1 qm etwa zwei Kaffeelöffel voll. Derlei muss
man „im Gefühl" haben oder durch Praxis das
Gefühl dafür erwerben, wie bekanntlich auch die
gute Köchin selten die Wage gebraucht. — Das
Rezept habe ich von dem verstorbenen Prof. Weiss-
haupt, der mir sagte, dass er es seit vielen Jahren
verwende; Nachteile habe er nie bemerkt. Dass es
seinen Zweck vollkommen erfüllt, sieht man beim
ersten Versuch. — Erwähnt sei noch, dass die
Grundiermasse durch das Hinzufügen der Mischung
etwas dicker und wie ein wenig schaumig wird;
doch stört das nicht. Nur kochen lassen darf man
die Masse nicht mehr, da sonst sich Bläschen im
Grunde bilden. — Auf Brettern hat natürlich der
Wachszusatz keinen Zweck.
Auf Brettern habe ich einige Male nach dem
Vorschlag des Prof. Ostwald statt der Grundierung
ein mit starker Kase'inlösung aufgeklebtes kräftiges
Zeichenpapier verwendet. Das Aufkleben ist etwas
umständlich; am besten lässt man Papier vorher ein
wenig feucht werden. Doch ist die Grundierung
schöner als Kreide- etc. -Grund; die starke Glätte
ist ja vom Brett, doch nicht zu trennen. Malt man
mit Oelfarbe auf solchem Papiergrund, so muss
man ihn vorher häufig mit Oel tränken, bis ein ge-
ringer Glanz bleibt; sonst schlagen die Farben zu
stark ein. Vor dem Malen ist dann Abwaschen des
Grundes mit Ochsengalle nötig, der besseren Ver-
bindung zwischen Grund und Farbe wegen. Nach-
teile, die vom Grunde ausgingen, habe ich an diesen
Bildern nicht bemerkt." A. L.
Zur geil. Notiznahme.
Die Fortsetzung des Artikels „Einiges aus der Chemie
der Metallischen Farben" folgt in der nächsten Nummer.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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