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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 4
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Buchner, Georg: Einiges aus der Chemie der "Metallischen Farben" [4]
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Die Versuchsanstalt und Auskunftstelle für Maltechnik an der K. Technischen Hochschule in München
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Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0020

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16

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 4.

Ergiebigkeit. Die Verschiedenheit der Deckkraft
rührt her teils von der Verschiedenheit der chemi-
schen Zusammensetzung, indem das eine Bleiweiss
mehr Karbonat, das andere mehr Hydroxyd enthält,
teils aber auch von dem Aggregatzustand oder wie
ich mich lieber ausdrücken möchte, von der Lage-
rung und der Struktur der einzelnen Moleküle und
Molekularkomplexe. Ich spreche hier natürlich nur
von reinem Bleiweiss ohne Zusätze, denn dass ein
Bleiweiss mit go Prozent Schwerspat versetzt, weniger
deckt als ein reines Bleiweiss ist klar und findet
seine Erklärung in der geringeren Deckkraft des
Schwerspates. Obwohl, wie ja schon erwähnt, das
Bleiweiss keine einheitliche Verbindung, sondern ein
Gemenge von zwei chemischen Individuen, dem Blei-
karbonat und dem Bleihydroxyd, ist, so schwankt
die Zusammensetzung der nach verschiedenen Me-
thoden hergestellten Bleiweissorten doch nur meist
zwischen engen Grenzen und reicht die Verschieden-
heit der chemischen Zusammensetzung also nicht
aus, die grossen Verschiedenheiten der Deckkraft
zu erklären. Einen weitaus grösseren Einfluss übt
die Struktur und Lagerung der kleinsten Teilchen
aus. Diese Struktur lässt sich nicht etwa durch
Pulvern oder Reiben erzielen, sondern sie ist be-
dingt durch die innere Anordnung und Verteilung
der kleinsten Teilchen. Es ist festgestellt, dass das
beste nach der alten holländischen Methode dar-
gestellte Bleiweiss vollständig amorph, gestaltlos ist,
dass also dessen Moleküle möglichst fein verteilt
und nicht zu grösseren Molekularkomplexen regel-
mässig gruppiert sind. Eine Folge solch' regelmässiger
Gruppierung oder Lagerung ist die äussere Begren-
zung der Körper durch Flächen, Ecken und Kanten,
welche die Kristallform darstellen. Das reinste Blei-
weiss ist aber amorph, dicht, erdig und besteht aus
kleinen, unkristallinischen, durchsichtigen, rund ova-
len Kügelchen von ca. 0,00003, seltener 0,0000p
bis 0,00012 cm Durchmesser. Wie die mikroskopi-
sche Prüfung lehrt, haben alle nach der alten hol-
ländischen Methode hergestellten Bleiweissorten diese
Struktur, während andere Bleiweissorten, z. B. durch
Fällung des Bleiessigs mit Kohlensäure erhaltene,
fast ganz aus kleineren Prismen oder Kristallchen
entstehen. Die nach neueren Methoden dargestellten
Produkte bestehen aus grösseren, durchsichtigeren
Körnchen, die sich schon mehr der kristallinischen
Struktur nähern.
(Fortsetzung folgt.)
Die Versuchsanstalt und Auskunft-
steile für Maltechnik an der K.Tech-
nischen Hochschule in München.
Behufs einer als wünschenswert erachteten Um-
gestaltung des vor wenigen Jahren gegründeten In-
stitutes hat das Kgl. Bayer. Staatsministerium des
Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten die

Bildung eines Sachverständigen-Kuratori-
ums verfügt, dem die Vorschläge der Kgl. Tech-
nischen Hochschule für diese neue Gestaltung der
Anstalt und die sämtlichen weiteren organisatorischen
Massnahmen zur gutachtlichen Aeusserung unter-
breitet werden sollen.
Diesem Kuratorium haben — vorbehaltlich
weiterer, eventuell auch von dem Kuratorium selbst
vorzuschlagender Ergänzungen — anzugehören:
1. Der Rektor oder in dessen Verhinderung der
Prorektor der Kgl. Technischen Hochschule
in München,
2. der Leiter der Versuchsanstalt und Auskunft-
stelle für Maltechnik der Kgl. Technischen
Hochschule in München,
3. zwei Vertreter der Deutschen Gesellschaft zur
Beförderung rationeller Malverfahren,
4. ein Vertreter der Kgl. Akademie der bilden-
den Künste in München,
5. ein Vertreter der Kgl. Kunstgewerbeschule in
München,
6. ein Vertreter der Münchener Künstler-Ge-
nossenschaft,
7. ein Vertreter des Vereins bildender Künstler
Münchens „Sezession",
8. ein Vertreter der Vereinigung der Farben-
fabrikanten und Farbenhändler Münchens,
9. ein Vertreter der Maler- und Lackierer-Innung
in München.
Das Kgl. Staatsministerium des Kgl. Hauses
und des Aeusseren, dann des Innern für Kirchen-
und Schulangelegenheiten behalten sich vor, jeweilig
zu den Sitzungen des Kuratoriums Kommissare ab-
zuordnen. Den Vorsitz in der Kuratoriums-Sitzung
führt der Rektor der Kgl. Technischen Hochschule
in München (eventuell der Prorektor); als Protokoll-
führer fungiert der Sekretär der genannten Hoch-
schule oder ein Mitglied des Kuratoriums nach Wahl
desselben.
Der bisherige Vorstand, k. o. Professor Dr.
Gustav Schultz, hat die Leitung der Anstalt nieder-
gelegt und an seine Stelle ist der ordentliche Pro-
fessor für Chemie Dr. Alex. Lipp vorerst in pro-
visorischer Weise berufen worden.

Anfragen und Beantwortungen.
An O. H., Florenz. Die Beantwortung Ihrer
Anfrage betr. Leinwandgrundierung erfolgt in
der nächsten Nummer. Wegen Raummangels war es
in dieser Nummer nicht mehr möglich.
An B. C-S, Agram (Kroatien). Auf Ihre An-
frage die Mitteilung, dass die Gundermann'schen
Farben bezogen werden können durch Herrn Gunder-
mann, München, Kellerstrasse 7 (Haidhausen).

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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