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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Bode, Wilhelm von: Mino da Fiesole: geb. in Fiesole  1431; gest. in Florenz 1484
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Bode, Wilhelm von: Matteo Civitale: geb. in Lucca 1435; gest. daselbst 1501
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0351

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DIE FLORENTINER MARMORBILDNER.

Papft Paul's II (f 1471), beauftragte. Einzelne Theile diefes grofsen Monuments
befinden lieh jetzt in den Grotte Vaticane unter der Peterskirche zerflreut: Die
Grabfigur hl plump, ein Relief des jüngflen Gerichts, welches als Lünette diente,
von grofser Rohheit und Stillohgkeit; am günftigften und acht im Charakter
Mino's hnd die drei Tugenden im Relief. Offenbar bediente hch Mino hier, wie
bei den meiften Arbeiten in Rom, zahlreicher Gehilfen und Handwerker zur Aus-
führung. Dies beweift namentlich auch ein zweites Relief des jüngflen Gerichtes
über dem Grabmal des Bifchofs Jacopo Piccolomini (-j- 147p) im Klofterhof von
San Agoftino (jetzt Marineminifterium). Eine anfpruchslofe, namentlich in der De-
coration reizvolle Arbeit, offenbar nach dem Vorbilde des Sarkophags vom Grab-
mal Marzuppini entworfen, ift dagegen das Grabmal des jungen Cecco Torna-
buoni (f 1480) in der Minerva. Direkt auf feine Hand fcheinen mir aufser den
oben genannten Arbeiten in San Marco und Sta. Maria in Traltevere noch die
Madonnenreliefs in den Lünetten der Grabdenkmale von Crifloforo della Rovere
(f 1479) in Sta. Maria delPopolo und Pietro Riario in Sti. Apoltoli (1474) zurückzu-
gehen. Was fonlt in Rom Mino's Namen führt, trägt ihn meines Erachtens mit
Unrecht. Dagegen läfst hch in einer beträchtlichen Zahl von Denkmälern, nament-
lich von Gräbern, der Einflufs, welchen Mino's lange Thätigkeit in Rom aus-
übte, deutlich verfolgen.
Nach Vafari's Angabe harb der emhge Meifter, wie Verrocchio, in Folge einer
Krankheit, die er hch bei der Arbeit zugezogen hatte: er verfuchte ohne Beihilfe
eine fchwere Marmorlaft vorwärts zu bewegen, und in Folge der übermäfsigen
Anflrengung bekam er ein Fieber, welches ihn rafch fortraffte.
Unter dem Namen Mino's kommen in einzelnen Sammlungen eine AnzahWon
Madonnenreliefs vor, die faft fämmtlich auf die Hand ein und deffclben Nach-
ahmers hinweifen. Sie zeigen die Untugenden des Mino: überreiche und klein-
liche Gewandung, harte und fpitzige Behandlung, gefuchte Haltung und gezierten
Ausdruck in fehr verfchärftem Mafse, jedoch ohne Mino's Naivetät und künftleri-
fche Begabung. Die zugänglichften Arbeiten diefer Art befinden hch im South
Kenhngton-Mufeum, das allein fünf folchc Marmorreliefs aufzuweifen hat (No.
6737. 7562. 108. 109. und 7391). Zwei ähnliche Reliefs behtzt Herr Timbal zu
Paris; andere hnd in Florenz im Kunflhandcl und im Privatbchtz zu finden.
Dem Mino fehl* nahe lieht

Matteo Civitale
geb. in Lucca 1435; geft. dafelbft 1501,
der einzige Künlllcr Toscana's, der aufscrhalb Florenz genau in dem Geiile und
in der Richtung der eben befprochenen horentiner Bildner arbeitet, deren
direkter Schüler er ohne Zweifel ift, und den ich daher nicht anftche als horen-
tiner Künftler mit in den Kreis meiner Betrachtung zu ziehen. An Originalität
und frifcher Auffaffung keinem derfclben, felbft dem Mino nicht gleich, übertrifft
er den Letzteren in den meiften feiner Werke durch forgfames Naturftudium,
heifsige Durchbildung und faubere Behandlung des Marmors; ja bei dem aus-
 
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