Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

DOI Artikel:
Springer, Jaro: Die 1895er Jahres-Ausstellung der Münchener Secession, [1]
DOI Artikel:
Die Kunstausstellung von Venedig
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0368

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
292 Die ^syser Iakres-Ausstellung der Münchener Secession, von Haro Springer. — Die Kunstausstellung in Venedig.

unserer gefeiertsten Meister, ge-
schätztesten Porträtisten, begehrte-
sten Lehrer. Als er aber merkte
(wer, wenn er überhaupt vorwärts
will, hätte es hier nicht bemerkt),
daß der Berliner Dunstkreis seine
künstlerische Entwicklung hemmte,
hat er in schnellem Entschluß eine
glänzende und sichere Stellung
aufgegeben, um in München weiter
zu arbeiten. Hut ab vor dem
verehrten Mann, daß er das ver-
mocht hat, und doppelt freut es,
daß er, was er wollte, so herrlich
erreicht hat. Man sieht an
Gussows Beispiel, was aus einem
Berliner Maler noch werden
kann, aber freilich, es muß ein
Berliner wie Carl Gussow sein.

(Ein zweiter Aussatz folgt.)

In der Sommerfrische, von Ludwig Dcttmaun.

Entern. Aunstausst. 1.895 des Vereins bild. Aünsiler (Secession) zu München.

Die AunftauKstellung in Venedig.

eitdem Venedig begonnen hat, sich aus der die Ver-
gangenheit spiegelnden, träumerischen Lagunenstadt
in einen mit allem Komfort der Neuzeit ausgestatteten
Wateringplace umzuwandeln, durste ihm für seine Haupt-
saison auch die Kunstausstellung nicht fehlen, und so
wird sich von jetzt ab jedes zweite Jahr das inter-
nationale Rendezvous verschiedener Bilder und Skulp-
turen in dem kleinen „Pro arte" am Architrav tragenden
Pavillon der giardini pubblici wiederholen. Allerdings
ist der Wettkampf der Nationen für diesmal sehr un-
gleich. Das Ausland hat überwiegend ältere Werke
namhafter Künstler ausgestellt, die dem Kunstaus-
stellungshabitue und dem braven Leser Richard Muthers
eine Art hypnotischen Repetitoriums bieten, während
die Bedingung, daß die Werke in Italien noch nicht
öffentlich gezeigt worden sein dürften, natürlich für die
Italiener den Ausschluß aller älteren Arbeiten bewirkt.
Deutschland hat die von Ausstellung zu Ausstellung
reisende Atelierwand Menzels mit den Gipsabgüssen
gesandt, ferner vier Lenbachs (Lady Gray, Emerson,
Schweninger und den Landgrafen von Hessen), Uhdes
„Bergpredigt" und „Flucht nach Ägypten", Marrs
„Flagellanten", Dettmanns Triptychon „Die Arbeit",
Hans Bartels „Brandung",einenSchönleber,mehrere
Liebermann, Thomas „Frühling" (mit wunder-
schönem, silbernem Gewölk) und „Sommer", beide 1894
gemalt. Ferner sind noch einige der „XI." und einige
Münchener gut vertreten. Stuck hat zwei Bilder und
eine Bronze (Athleten) ausgestellt. England ist in der
Retrospektive am weitesten zurückgegangen, bis auf
Whistlers „Dame in Weiß", die vor dreißig
Jahren gemalt wurde. Ihn umgeben friedlich Prä-
raffaeliten und Akademiker: Hunt mit der Mai-
feier auf dem Turme des College zu Oxford, Watts,

A. und E. R. Hughes, Burne Jones' „Sponsa
de Libano", Richmond („Bad der Venus"), Leigh-
ton („Perseus und Andromeda"). Millais zeigt uns
die in den 80 er Jahren gemalte „Letzte Rose" und den
„Ornithologen", Herkomer das bekannte englische
Dorf mit der Eiche, der Schwemme darunter, den heim-
kehrenden Arbeitern und den spielenden Kindern, alles
in feierliche Abendstimmung getaucht. Außerdem sind
fünfzehn Radierungen von ihm vorhanden. Von Ouleß
zwei gute Porträts: G. H. Pember und der Kardinal
Manning, von Klara Mo nt alb a ein Themsebild
(1889) und San Marco (1894). Von Franzosen hat
sich besonders Forain, der Juvenal des Zeichenstiftes,
mit einer größeren Zahl von Schilderungen der Pariser
Lebenskomödie beteiligt; Besnards „Dame in Gelb"
und die „Vision cke leinine", Carolus Du raus
„Mandolinenspieler", das in derber Technik gemalte Por-
trät des Akademikers Mezieres von Bonnat, zwei
Cazins mittlerer Güte, zwei Duez und die Madonna
Da gnan-Bouverets (ganz in weiß, das Christuskind
gleichfalls in weiße Windeln gewickelt, unter einem
grünenden Laubgang, 1888), Bol di nis „Verdi" (Pastell)
und ein Mädchenporträt (1892) sind neben einer Hand-
zeichnung und einem Pastell von Puv is de Chavannes,
die wenig Vorstellung von der Bedeutung des Meisters
geben, ziemlich alles, was von Frankreich erwähnens-
wert ist. Zusammen mit den Franzosen sind die Spanier
untergebracht, von denen Villegas für ein Kolossal-
bild aus der venetianischen Geschichte „Die Krönung
der Dogaressa Foskari" eine Wand für sich einnimmt.
Brillant gemalt sind zwei bäuerliche Genrebilder von
Bilbao, die Mantille einer Sevillanerin von Gar eia
y Ramos; zwei Kinder unter Granatbäumen (1895)
von Jimenez nähern sich der französischen Malweise
 
Annotationen