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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 14.1914/​1915

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Heft 7
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Redaktioneller Teil
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Landfinger, Sigmund: Die Hilfsaktion zur Unterstützung der notleidenden Bildenden Künstler Münchens
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Hodler
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Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.55564#0083

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XIV, heft 6.

Die Werkstatt der Kunst.

75

besser zum Bewußtsein gelangt als uns, was sie dem
Andenken eines der hervorragendsten deutschen Män-
ner und für seine Zeit bahnbrechenden Künstler schul-
dig ist.
Zn sehr dankenswerter Meise haben sowohl der
Künstler-Unterstützungs-Verein, wie auch andere Künst-
ler-Korporationen und private dem Kriegsausschuß
zur Unterstützung würdiger und bedürftiger Künstler,
hier, namhafte Mittel zur Verfügung gestellt, um der
großen Not der hiesigen Künstlerschaft in dieser schwe-
ren Zeit, einigermaßen wenigstens, abzuhelfen, und
es sei mir gestattet, über die Art der Verteilung der
vorhandenen Gelder nachstehendes zu bemerken:
Ich will gerne annehmen, daß die Herren, welche
damit betraut sind, die eingehenden Gesuche wohl-
überlegt prüfen und nach bestem Ermessen, soweit als
irgend möglich, berücksichtigen werden. Aber wie man-
cher notleidende Künstler, und es sind oft gerade jene,
die am meisten einer hilfreichen Hand bedürfen und
auch verdienen, wagen es aus einem natürlichen
Schamgefühl gar nicht, ein solches Ansinnen zu stellen,
das einem „Almosenfordern" sehr ähnlich sieht Ivie
wäre es nun, wenn man, statt den Betreffenden ohne
jede weitere Verpflichtung eine mehr oder weniger
ausreichende Unterstützung zukommen zu lassen, ihnen
durch Abnahme eines ihrer Merke zu einem an-
gemessenen Betrage, gleichzeitig das sehr bedrückende
Gefühl benähme, daß sie ein Gnadengeschenk empfin-
gen? Mie wäre es ferner, wenn die auf solche Art
eingegangenen Kunstwerke für eine längst geplante
Städtische Galerie gesammelt würden, was sicher-
lich dazu beitragen könnte, in jedem der betreffenden
Künstler das Bestreben wachzurufen, nur ein künstle-
risch wertvolles Merk anzustreben, um würdig in der
Sammlung vertreten zu sein? Man würde auf diese
weise gleichzeitig auch den jetzt sehr gesunkenen Mut
und die Zuversicht der Künstler beleben und ihnen
zeigen, daß sie auch in dieser schweren, harten Zeit
nicht als überflüssige Menschen zu gelten haben, die
nur durch das Mitleid ihrer Zeitgenossen zu existieren
vermögen, sondern die durch ihr unablässiges weiter-
schaffen auch in diesen trüben Tagen dazu beitragen,
den Ruhm der Stadt München als Kunstzentrum
Deutschlands zu erhalten und zu mehren.
Sigmund Landsinger, Kunstmaler.
tzocUev.*)
Ehrenerklärungen.
Herr Hodler hat erklärt, sein Protest richte sich
gar nicht gegen Deutschland, nur gegen die Zer-
störung von Kunstwerken.
Der palisadenwillem erklärte dem Herrn, bei dem
er einbrach, sein Einbruch richte sich nicht etwa gegen
ihn, sondern nur gegen seinen Geldschrank.
Der gewerbsmäßige Verleumder Gottfried Schlitz-
auge erklärte dem klagenden Herrn Meyer, seine Be-
hauptungen richteten sich nicht gegen ihn, sondern
nur gegen seinen guten Namen.

Der bekannte Michel erklärt mit Befriedigung,
daß er einsehe, daß die Handlungsweise des Herrn
Hodler sich nicht gegen irgend jemanden, sondern
nur sich selbst richte!
Hodlers Bild des Aufbruchs der Zenaer Stu-
denten ist bis auf weiteres der Besichtigung
entzogen.
Jüngst kam ein Fremder nach Zena und sah sich
vergeblich nach dem Gemälde um, bis er sich end-
lich fragend an einen Universitätsdiener wandte.
„Za", antwortete dieser. „Der Hodler ist wohl
noch da, aber mit dem Ansehn hapert's zurzeit."

Die Erlösung.
Schaut an, da steht nun auch der Hodler
Bei unfern Feinden! — Mittenmank!
Und meiner Brust entspringt ein Zodler:
Für jeden Lselsfußtritt Dank!
Nicht du, o Narr, schaffst sonst mir Gualen,
Denn, was du maltest, mag bestehn —
was mußt du reden! Bleib' beim Malen.
Was aber mußten sonst wir sehn!
Lin wüstes, wirres Pinseltosen
Konfuser köpfe, „überkeck",
Und beim Gelächter der Franzosen
pries man als Kunst den tollsten Dreck.
Doch seit der Fremden hohn getroffen
Uns so brutal, mit plumper Hand,
Zieht wiederum ein frohes hoffen
Der Geister durch das deutsche Land:
Daß bei den Künstlern, bei den Besten,
Die nationale Fahne weht —
Selbst wenn in dem Berliner Westen
Lin Bilderhändler pleite geht!
Runst.*)
Wir haben auch in Schöpferwonnen
Die dunkle Erde umgepflügt,
wir tranken aus der Schönheit Bronnen,
wir ehren, was der Geist ersonnen,
Und was des Künstlers Hand gefügt.
wir türmten stolze Niesendome,
Sie spiegeln sich im deutschen Strome,
wie Meister Erwins Werk am Rhein;
wir meißelten den harten Stein.
Doch rangen wir auch ohn' Erschlaffen,
was immer uns die Zeit gebracht,
Zu sein ein eisern Volk in Waffen,
Zn Waffen, die der Geist erschaffen,
Der uns geleuchtet durch die Nacht.
Zu schirmen, was an edlem Gute
Uns ward, mit unserm Herzensblute,
wir schmiedeten für Haus und Herd
Das gute, scharfe, deutsche Schwert!
*) Aus dem kladderadatsch.