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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

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Raphaël, Gaston: Gewerbeschulen und Kunstgewerbe in Deutschland: Auszug aus einem an den Minister des öffentlichen Unterrichts erstatteten Bericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0102

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DEM • KRANKENHAUS

DEUTSCHE -WERKBUND -AUSSTELLUNG ° COLN ° I9I* ° J&^e*

Entwürfen und unter Leitung Hop-
pes ausgeführt sind, ist vor allem
das Hauptmotiv das ovale Garten-
haus zu nennen, das als vor-
nehmes Lusthäuschen gedacht ist
und mit seiner braunen Putzfarbe,
den großen weißen Glasflügel-
türen und den feurig roten ge-
rafften Vorhängen außerordent-
lich gemütlich wirkt. Mit zier-
lichen Brünnchen rechts und links
schließt sich an den Pavillon eine
einfache und ruhige Steinpergola
mit runder Abschlußlaube. Der
Garten wird mit einer einfachen,
teils geschlossenen, teils offenen,
mit reichen schmiedeeisernen
Gittern verzierten Mauer abge-
schlossen, an der eine schattige
offene Gartenhalle steht, die die
Pump- und Motorstation für den
Brunnen aufnimmt. Davor lagert
der monumentale Betonbrunnen
und die zierlich plätschernden
Fontänen; lauschige Sitzplätze und
Bänke, reicher Blumenschmuck
auf Beeten und in Zierkübeln und
Ampeln und vor allem reiche Ver-
wendung von Plastiken ergänzten
dies wechselvolle Bild.

GEWERBESCHULEN UND KUNSTGEWERBE IN DEUTSCHLAND

AUSZUG AUS EINEM AN DEN MINISTER DES ÖFFENTLICHEN UNTERRICHTS ERSTATTETEN BERICHT

VON GASTON RAPHAEL

(La France de Demain, März 1912)

Dieser unsers Wissens in Deutschland noch nicht veröffentlichte amtliche Bericht hat seinerzeit, als die Münchener
Ausstellung in Paris stattgefunden hatte, in Frankreich viel Aufsehen erregt. Man erwog allerhand Maßregeln und mußte
schließlich doch auf die Veranstaltung der für 1915 in Paris geplanten internationalen Ausstellung aus Gründen der inneren
Schwäche verzichten. Das Bekenntnis dieser inneren Schwäche geht aus dem nachstehenden Artikel mit aller Deutlichkeit
hervor, wenn auch immer wieder versucht wird, das künstlerische Können der Deutschen herabzusetzen und unsere Bewegung
auf einen "Bluff der Fabrikanten« zurückzuführen. Die Schriftleitung.

DIE Entwicklung des Gewerbeunterrichts und des
Kunstgewerbes in Deutschland ist heute nieman-
dem mehr ein Geheimnis. Wir wissen wohl, daß
unsere Nachbarn von jenseits des Rheins seit mehr als
zehn Jahren ganz erhebliche Anstrengungen machen und
weder Geld noch Mühe scheuen. Sie wollen das Kunst-
gewerbe von Grund aus neugestalten und haben in weitaus
höherem Maße als wir eine »Neue Kunst« angenommen und
verbreitet.

Ihr Streben ist von Erfolg gekrönt worden. Die deut-
schen Arbeiter haben sich vervollkommt, und das Absatz-
gebiet für ihre Ware hat sich erweitert. Es scheint, daß
durch die Erfahrung, die sie sich auf kommerziellen Ge-
biete erworben, unsere Vorherrschaft bedroht ist. Im Herbst
1910 haben Münchener Künstler und Gewerbetreibende,
um uns ihre Erfolge in der Kunst und im Kunstgewerbe vor
Augen zu rücken, mitten in Paris eine Ausstellung eröffnet.
Dieser Bewegung des raschen Wachsens konnte Frank-
reich nicht gleichgültig zuschauen, konnte es um so weniger,
als die Lehrzeit, durch gewisse Gesetze, indirekt getroffen,
anfing, der französischen Industrie schwere Sorgen zu machen.
Am 13. Juli 1905 legte M. Dubief, der nachmalige Handels-

minister, der Kammer einen Plan zur Reform des Gewerbe-
unterrichts vor. Dieser Plan wurde beiseite gelegt, soll
aber, teilweise wenigstens (Titre V), während der nächsten
Sitzungsperiode wieder vorgeholt werden. Unterdessen
haben Stadtverwaltungen, Handelskammern, Syndikate und
Vereine in ganz Frankreich Fachunterrichtskurse eingerichtet.

Im Jahre 1908 schickte der Magistrat von Paris eine
Delegation zum zweiten Kongreß des Vereins für ange-
wandte Kunst nach München. Diese Delegation hat einen
umfassenden Bericht über die Arbeiten des Kongresses und
über die Kunstgewerbeausstellung, die im selben Jahre in
München stattfand, verfaßt, der im Jahre 1910 im Auftrag
der Handelskammer von M. de Ribes-Christofle außer-
ordentlich gründlich revidiert und dann veröffentlicht wurde.
Nun, im Jahre 1911, entwickelte sich ein ganz besonders
lebhaftes Interesse für die Möbelausstellung, und die be-
deutendsten Vereine für Gewerbekunst ergriffen die Ini-
tiative, indem sie durch einen Brief am 10. April 1911 die
Regierung ersuchten, im Jahre 1915 eine Kunstausstellung
zu veranstalten.

Es war also interessant, einige dieser Schulen und
Kurse zu besuchen und ihren Unterrichtsgang zu studieren.

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