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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 3
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Ankwicz-Kleehoven, Hans: Zwei unbekannte Bildnisse von Waldmüller
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0204

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FERDINAND WALDMÜLLER, HOFRÄTIN VON
SZENTGYÖRY. 1846

FERDINAND WALDMÜLLER, HOFRAT VON SZENTGYÖRY. 1846

ZWEI UNBEKANNTE BILDNISSE VON WALDMULLER
von HANS v. ANKWICZ

Seit Arthur Rössler vor sechs Jahren durch sein gross
angelegtes Waldmüllerwerk die Aufmerksamkeit
weiterer Kreise auf die bisher arg vernachlässigte Persön-
lichkeit unseres grössten Alt-Wiener Meisters gelenkt
hat, ist Waldmüllers Name nicht wieder so viel in aller
Mund gewesen, wie in diesen Tagen, da die Stadt Wien
durch die Enthüllung eines von Josef Engelhardt für den
Rathauspark geschaffenen Waldmüller-Denkmals eine
alte Ehrenschuld an einen ihrer genialsten Söhne abträgt.

Rössler hat im Vorworte zu seiner monumentalen
Publikation der Meinung Ausdruck gegeben, dass es ihm
gelungen sei, die Lebensarbeit des Künstlers „fast lücken-
los" zur Anschauung zu bringen. Allein wie sehr er
sich über den wahren Umfang des Waldmüllerschen
Oeuvres getäuscht hat, lehrt schon die kurze Spanne
Zeit, die seit dem Erscheinen seines Buches verflossen
ist. Denn fortgesetzt kommen neue Werke des Meisters
aus Privatbesitz zum Vorschein, darunter nicht wenige,
welche die bereits bekannten in qualitativer Hinsicht
noch vielfach übertreffen. So erhöht fast jeder neue
Fund unsere Achtung vor dem fabelhaften Können
dieses Malers, und schon wird der Wunsch rege, es möge
das bisher zutage getretene Material neuerdings von be-
rufener Feder in einer dem gegenwärtigen Stande an-
gepassten umfassenden Monographie bearbeitet werden.

Damit nun im zukünftigen Waldmiiller-Werke zwei
der ansprechendsten Schöpfungen des Künstlers nicht

fehlen, sei es dem Schreiber dieser Zeilen gestattet im
folgenden auf die beiden schönen Waldmüller-Porträts
im Besitze des Herrn Albert von Szentgyörgy in Budapest
aufmerksam zu machen. Sie stellen die Eltern des jetzigen
Eigentümers dar, nämlich den Hofrat an der Sieben-
bürgischen Hof kanzlei in Wien Emerich von Szentgyörgy
und seine Gattin Barbara, geborene Kirchlehner.

Wir sind in der glücklichen Lage, die Entstehungs-
zeit der Porträts ganz genau bestimmen zu können und
zwar mit Hilfe des Vermerkes: Aetat. LXII, der sich
auf der Rückseite des Hetrenporträts, und der Angabe
Aetat. XXXXI, die sich auf der Rückseite des Damen-
bildnisses findet. Da Emerich von Szentgyörgy, wie mir
sein Sohn freundlichst mitteilte, 1784 geboren ist, so
muss sein Porträt 1846 gemalt sein. Barbara von
Szentgyörgy erblickte im Jahre 1 803 das Licht der Welt,
mithin ist ihr Bildnis 1844 entstanden; beide Bilder
stammen also aus der besten Zeit des Meisters.

Es muss nun gleich bemerkt werden, dass keines der
Gemälde signiert ist; indes bedarf es hier kaum einer
Signatur, isr doch in unserem Fall Waldmüllers Hand
unverkennbar, auch kann auf das ausdrückliche Zeugnis
des gegenwärtigen Besitzers, Herrn Albert von Szent-
györgy, hingewiesen werden, der — heute ein Mann
von 81 Jahren — sich noch sehr gut erinnern kann, wie
seine Eltern Waldmüller zu diesen Porträts sassen.

Was die nähere Beschreibung der beiden Gemälde

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