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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

DOI Heft:
21. Heft
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Anwand, Oskar: Große Berliner Kunstausstellung 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0638

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MODERNE KUNST.



Leonhard Sandrock: Gasanstalt. Große Berliner Kunstausstellung 1914.

Große Berliner Kunstausstellung 1914.
Von Dr. Oskar Anwand.

s ist wahrlich nicht leicht, den jährlichen Ausstellungen am Lehrter Bahnhof, ein
g7 Gepräge zu geben, das sie von den früheren Veranstaltungen unterscheidet und
mit dem Reize des Neuen wirkt. Dem stehen sowohl das alte labyrinthische Haus
selbst, dessen Unzulänglichkeit für künstlerische Zwecke nicht mehr betont zu werden
braucht, wie die Masse und der verschiedene Wert des Materials, das hier zusammen-
kommt — also der Inhalt des Hauses — in gleicher Weise entgegen. Entscheiden doch
in erster Linie die Interessen einer großen und zahlreichen Künstlerschaft, nicht die
eines ehrgeizigen Arrangeurs. Trotzdem etwas Annehmbares auf dieser schwierigen,
vielfach formlosen Grundlage aufzubauen, ist die Aufgabe des jährlich wechselnden
ersten Vorsitzenden der Ausstellungskommission. Diesmal hat Karl Langhammer
wieder an dem verantwortungsvollen Posten gestanden und der Veranstaltung folgende
charakteristische Züge aufgeprägt: den großen Quersaal, der bisher fast stets der
Plastik diente, hat er für die Monumentalmalerei eingerichtet. Ferner brachte er
eine schöne Abteilung für Aquarelle und Pastelle zustande, von der die zahlreichen
Säle für Ölmalerei in dankenswerter Weise unterbrochen werden. Ebenso sind
mehr Künstlern als sonst Sonderausstellungen eingeräumt, und schließlich lenkt
sogleich der erste Saal der Ausstellung, der frühere Ehrensaal, den Blick auf die
Malerei unter Wilhelm I. zurück, der man — auch von Menzel abgesehen — Unrecht

- [Nachdruck verboten.]
tut, wenn man sie als durchweg tiefstehend betrachtet. Karl Langhammer hat also
mit Geschick für ein Arrangement gesorgt, dessen Einzelteile nicht nur abwechslungs-
reich wirken, sondern für wichtige Strömungen der Kunst und Kunstbetrachtung
unserer Zeit von Bedeutung sind. Im Übrigen bietet die Ausstellung das gewohnte
Bild. Das Gros bilden wiederum die Berliner Künstler, an die sich die Münchner,
Düsseldorfer usw. in besonderen Sälen angliedern. In üblicher Weise ist auch die
graphische Kunst und die Architektur vertreten, während die Plastik matter als
sonst wirkt. Alles in allem schreitet man angeregt durch die Säle und kann das
Durchschnittsmaß, das sich dabei ergibt, als günstig bezeichnen.
Daß unsere Zeit, die aus Realismus und Impressionismus hinaus nach einer neuen
Kunst des -Stils strebt, auch zu der Monumentalmalerei hindrängt, steht außer Frage.
Daher z. B. die Überschätzung Hodlers, die für Vollendung hinnimmt, was in Wirk-
lichkeit nur Ansätze sind. Einen Überblick über Monumentalmalerei bot schon die
Dresdner Ausstellung vor zwei Jahren und übertraf an Wert und Reichhaltigkeit
die gegenwärtige Berliner Veranstaltung. Unter den jetzt versammelten Künstlern
kommt als Maler monumentalen Stils überhaupt nur Egger-Lienz in Betracht. Der
Berliner Hugo Vogel, der Münchner Eichler und der Dresdner Kuithan sind Talente
vorwiegend dekorativer Art. Die Apostelfiguren Jan Toorops wirken durch ihre rea-

XXVIII. G8.
 
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