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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 16
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Kuhn, Alfred: Zur Frage der Künstlerkammern
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0299

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KUNSTCHRONIK UND KUNSTMARKT
HERAUSGEBER ALFRED KUHN
NR. 16 18. JULI 1925
ZUR FRAGE DER KÜNSTLERKAMMERN
Die Kunstchronik hat folgende Fragen an die Hauptorganisationen der
Künstlerschaft und an eine Reihe hervorragender Künstlerpersönlich-
keiten gerichtet:
1. Sind Künstlerkammern erwünscht?
2. Sind sie möglich?
a) Wenn ja, dann, nach welchem Prinzip, auf Grund welcher Zu-
sammensetzung?
b) Welches sollen die Aufgaben der Künstlerkammern sein?
Im ganzen sind 35 Anfragen aus der Redaktion herausgegangen. Der
Erfolg war überraschend: 15 Antworten gingen überhaupt nur ein; diese
teilten sich wiederum in solche, die besagten, der Angefragte wisse über-
haupt gar nicht, um was es sich handelt, er habe keine Zeit, sich eingehend
mit der Frage zu beschäftigen, oder er wolle sich zu ihr nicht äußern. Auf
diesem letzteren Standpunkt standen die Organisationen, soweit sie überhaupt
geantwortet haben. Emil Orlik schrieb: »Die Frage ist nicht einfach zu be-
antworten und zu einer umständlichen Reantwortung habe ich im Augen-
blick gar kein Talent. Ich brauche dies so notwendig für eine Folge von
Radierungen, die mich jetzt in Anspruch nehmen.« Schmidt-Rottluff schrieb:
»Vielen Dank für Ihre freundliche Anfrage, ich habe bloß keine Ahnung,
was eine Künstlerkammer ist.« Ulrich Hübner schrieb: »Die Fragen werden
Ihnen diejenigen Kollegen, die sich mit der Organisation der Künstlerschaft
von jeher beschäftigt haben, vortrefflich beantworten können. Besser als
ich, der ich diesen Dingen ziemlich fern stehe. Ob mit oder ohne Künstler-
kammer: die Arbeit ist für mich die Hauptsache.« Tatsache ist, daß nicht
ein einziger bildender Künstler von Namen etwas Positives zur Frage
der Kammern vorzubringen hatte.
Trotzdem läßt sich u. E. die Angelegenheit doch nicht mit einer Hand-
bewegung abtun, denn die Tatsache bleibt bestehen, daß eine greifbare
Organisation der Künstlerschaft fehlt und daß dieses Fehlen immer
von neuem als sehr mißlich empfunden wird. Bei allen möglichen
Fragen heißt es immer wieder in der Öffentlichkeit, die Künstlerschaft müsse
in ihren berufenen Vertretern gehört werden; fragt man aber dann, wer die
berufenen Vertreter seien, so ergibt es sich, daß die Meinungen hierüber
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