Wie läßt sich eine intensive landwirtschaftliche Flächennutzung mit dem Schutz archäologischer Kulturdenkmale in Einklang bringen? Ein Ausblick nach der Hochwasserkatastrophe im August 2002

  • Reiner Göldner (Autor/in)
  • Kerstin Hartsch (Autor/in)
  • Judith Oexle (Autor/in)
  • Michael Strobel (Autor/in)

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Abstract

In der Lommatzscher Pflege, einem Teilgebiet des mittelsächsischen Lößhügellandeszwischen Döbeln, Meißen und Riesa, ist das Archiv im Boden seit Jahrzehnten einem schleichenden Zerstörungsprozeß durch intensive ackerbauliche Nutzung und Bodenerosion ausgesetzt. In dieser seit der Linienbandkeramik genutzten Altsiedellandschaft treffen hervorragende  naturräumliche Standortbedingungen und spezifische Strukturmerkmale der Landwirtschaft so zusammen, daß sich das Problem der Erhaltung  archäologischer Kulturdenkmäler mit besonderer Schärfe stellt. Am Beispiel dieser fruchtbaren Lößlandschaft sollen beispielhaft neue Wege zum Schutz der Archivfunktion des Bodens bzw. einer nachhaltigen archäologischen Substanzerhaltung beschritten und Maßnahmen substanzschützender Erosionsprävention in Kooperation mit regionalen Partnern in Landwirtschaft, Kommunen, Verbänden und Behörden entwickelt und umgesetzt werden. Voraussetzung dafür ist eine Auswahl und Evaluierung erhaltungswürdiger archäologischer Kulturdenkmäler. Unter Berücksichtigung des fachlichen und gesetzlichen Handlungsrahmens sowie der  Förderprogramme des Freistaates Sachsen („Umweltgerechte Landwirtschaft") werden Lösungsschritte in jedem Fall interdisziplinär und auf die gemeinsamen Schutzziele ausgerichtet sein müssen insbesondere aufgrund der Vielfalt und Komplexität von Schutzaufgaben im Schnittfeld von Natur, Landschafts, Boden- und Denkmalschutz.  Die Adressaten förderpolitischer staatlicher Steuerung sind dabei in die Steuerung selbst einzubeziehen und an der Planung standortbezogener Schutz- und Entwicklungsziele zu beteiligen, da eine Realisierung letztendlich von der Zustimmung lokaler Akteure, also von den Mitwirkungsmöglichkeiten für Landeigentümer und Landwirtschaftsbetriebe abhängt. Freiwilligkeit und Kooperationsbereitschaft beruhen nicht zuletzt auf der Identifikation mit der Geschichte einer Kulturlandschaft, die durch eine objekt- und standortbezogene Wissensvermittlung teilweise erst wieder geweckt werdeng muß. Wie neue Wege zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit im Schnittfeld von Landwirtschaft, Boden, Natur- und Denkmalschutz eingeschlagen werden können, ist Gegenstand eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Vorprojektes „Konzepte und Maßnahmen zum Schutz  archäologischer Kulturdenkmäler auf ackerbaulich genutzten, erosionsgefährdeten Flächen in der Lommatzscher Pflege", in dem landwirtschaftliche Betriebe und staatliche Stellen zusammenwirken. Da das Projekt auf ordnungsrechtliche Maßnahmen verzichtet und dem Prinzip der Freiwilligkeit verpflichtet ist, sind effektive Mitwirkungsmöglichkeiten zu schaffen und konsensbildende Beteiligungsstrukturen zwischen Landwirtschaft  und Behörden aufzubauen.

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Veröffentlicht
2014-03-05
Sprache
de
Schlagworte
Sachsen, Lommatzscher Pflege, Landwirtschaft, Kulturlandschaft, Erosion, Nachhaltigkeit, Archivfunktion des Bodens, Auswahl und Bewertung archäologischer Fundstellen, Freiwilligkeit, Kooperation, Teilhabe, teilflächengesteuerte Landwirtschaft, DGUF Tagung 2004