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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

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Winter, Franz: Thetisvase des Euphronios
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https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0076

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THETISVASE DES EUPEIRONIOS.
(Hierzu Taf. 2.)
Ein Lieblingsthema der älteren Vasenmalerei, die Werbung des Peleus,
erscheint auf den Taf. I in natürlicher Gröfse veröffentlichten Scherben einer rot-
hgurigen Schale' von der athenischen Akropolis in neuer Behandlung. Statt der
üblichen Darstellungen der Verfolgung, des Liebeskampfes oder des feierlichen
Hochzeitszuges hat der Künstler das dem Leben entnommene Motiv der Braut-
führung gewählt. Links wartet der Wagenlenker mit dem Gespann, welchem
Peleus die — inschriftlich bezeichnete — Thetis zuführt, sie zaghaft, fast ängstlich
am Handgelenk fassend. Er hielt den Kopf ihr zugewendet und scheint ihr zu-
zusprechen, indem er seine Rede mit einer bezeichnenden Bewegung der rechten
Hand begleitet. In bräutlicher Schüchternheit, den Kopf leise gesenkt, folgt
Thetis. Hinter ihr beschliefsen den Zug die Begleiterinnen, vielleicht die Nereiden,
welchen sich, wie der lang vorgestreckte Lanzenschaft vermuten läfst, auch Athena
zugesellt hat.
Der Künstler hat die Liguren zuerst genau vorgezeichnet, ist aber, wie an
dem mehr oder weniger starken Auftrag des schwarzen Lirnisses zu erkennen ist,
nachträglich an vielen Stellen von dieser Vorzeichnung abgewichen. Die technische
Behandlung, für welche man die genauen Beschreibungen in Lurtwängler's Katalog
n. 22/8 ff. vergleichen mag, ist die in den Meisterwerken der attischen Schalen-
malerei übliche. Die Wellenlinien der Gewänder und zum gröfseren Teil die Innen-
zeichnung der Körper sind mit einem dunkelen Rot aufgetragen, während die grade
laufenden Gewandfalten und einzelne Details der Muskulatur, wie die Knöchel der
Hände und Lüfse, durch scharfgezogene schwarze Relieflinien hervorgehoben sind.
Die breite Relieffläche des Armbandes der Thetis diente wahrscheinlich als Unter-
lage für Vergoldung.
Ein Blick genügt, um die enge Stilverwandtschaft dieser Vase mit der be-
rühmten Sosiasschale des Berliner Museums^ zu erkennen. Sosias nennt sich auf
dieser, wie auf der anderen Vase,, weiche seinen Namen trägt, nur als Töpfer, was
an sich nicht ausschliefsen würde, dafs auch der bildliche Schmuck von seiner Hand


messer gehabt haben. Die erhaltene Höhe be-
trägt o, 115 m., die Dicke 0,0045 m- Der Abbil-
dung der Vase, deren Veröffentlichung Herr
lieron's zu Grunde.
2) N. 2278. Antike Denkmäler des archäologischen
Instituts I 1886 Taf. 9. io.
 
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