Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

DOI Artikel:
Haupt, Richard: Heidnisches und Fratzenhaftes in nordelbischen Kirchen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0142

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
209

1897. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

210

Heidnisches und Fratzenhaftes in nordelbischen Kirchen.

Mit 3 Abbildungen.

tp'SS*! s ist eine bedauerliche, wenn auch
&ä@l||| noch lange nicht nach Gebühr gc-
OS^äll! würdigte Thatsache, dafs es im
I Vaterlande zwar viele Menschen
gibt, die das Lesen und das Schreiben verstehen,
dafs sie aber die Zeit vergeuden mit Gedichte-
machen, oder zu Bücher- und Aufsatzschreiben
verwenden, statt Register zu verfertigen. Die
Herren Autoren selbst kommen so leicht nicht
dazu; wenn sie ein Buch vollendet haben, sind
sie froh, dafs
es fertig ist,
werfen es frisch
von der Presse
dem Publikum
auf die Raufe,
und es mag
dann selbst
unterscheiden,
was Gras, Klee,
Stroh oder
Distel ist.

Mag man
das Verlangen
immerhin für
das eines pe-
dantischen
Schulmeisters
halten, der
Schweinsleder-
bücher cum no>
rijS üariontin
wälzt; es wäre



~/2~$

% 77



(Ä~

V) / /



Wi*

Öbl Sjtfis



^S



Q""" ^V/-r

Ja



J$ML/\





liinuva»-** 1?"**^





VltMl«^* ^^



















y^^^^^^%^^^^





/ yiy)





' jii\ J s

Abb. I. Aus dem Dome zu Schleswig. Walküre. 1:10.

Heinr. Detzels neue Ikonographie, nach welcher
derjenige mit Begier greifen mufste, der in den
hundert Seiten Ottes noch zu wenig fand, würde
auch zweifelsohne den Stoff bereiter gefunden
und selbst eine andere Gestalt gewonnen haben,
und den Hoffnungen, die man auf eine zwölf-
mal so dicke Ikonographie setzen durfte, noch
mehr entsprechen, als jetzt der Fall ist. Nun-
mehr kann man sich aus ihm, weder aus einem
Register — dazu sind kaum die schüchternsten

Versuche ge-
macht — noch
aus dem In-
halte unter-
richten, wo,
wie, wann z. B.
Hexen und
Hexenmeister
und ähnliche

leichtfertige
Personen in der

christlichen
Bildnerei bei
uns auftreten.
Im Bereiche
der Nordeibi-
schen Herzog-
tümer gibt es
einiges, was
hierher gehö-
ren mag und
sicher unver-
öffentlicht ist.

in diesem Fall doch vielleicht gut, wenn
der Schulmeister mehr zu sagen, und etwa zu
bestimmen hätte, dafs zur Vermeidung der un-
ausbleiblichen Folgen, jeder, der ein Buch macht
oder herausgibt, für ausgiebigste Register, ein
Zwanzigstel des Ganzen, mehr oder minder
betragend, zu sorgen hat. Ausgenommen dürften
nur die Werke sein, in denen nach dem be-
glaubigten Urtheile des Verfassers nichts des
Nachschlagens Werthes enthalten ist.

Aber es ist freilich öfters leichter, ein Buch
schreiben, als schreiben, was in dem Buche
steht. Handelten die Autoren anders, so wäre
es denn auch wieder viel leichter, gute, brauch-
bare Handbücher zu verfertigen; Vieles bliebe
auch, als unnöthig, überhaupt ungeschrieben.

Bei den Herstellungsarbeiten am und im
Dome zu Schleswig sind auch die alten Wand-
und Deckenmalereien zum Vorscheine gekommen
und zum Theile hergestellt worden. Die archäo-
logische Ausbeute ist freilich unbedeutend, und
der wissenschaftliche Werth dadurch für den
Beschauer beeinträchtigt, dafs das Alte von dem
weit überwiegenden Neuen nicht zu trennen
ist; als Ganzes ist die Bemalung aber recht
beachtenswerth. Der Chor ist dreischiffig, in
2 Jochen gewölbt, aus Backstein, die Abseiten

J) Wer Genaueres zu wissen verlangt, findet es in
meiner Schrift: »Der Dom zu Schleswig« 1897 (sie
ist bei E. Strauch zu Leipzig zu haben, auch von mir
geschenkt zu erhalten) und anderseits in den »Bau- und
Kunsldenkmälern Schleswig-Holsteins« II, 279 ff.
 
Annotationen