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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 27.1909

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Nr. 5
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Weser, Rudolf: Die St. Sebastianus-Bruderschaft zu Gmünd, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22620#0081

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Die St. Sebastianus-Bruderschaft
zu Gmünd.
Von R. Weser, Kaplan,
dem reichen mittelalterlichen Bru-
derschaftsleben, das wie in an-
deren Reichsstädten, so auch in Gmünd
sich äußerte, ist wenig mehr übrig ge-
blieben. An die Stelle der alten Bruder-
schaften sind im 18. und 19. Jahrhun-
dert andere getreten, die aber auch einen
ganz anderen Charakter, einen rein kirch-
lichen, zeigten, während bei dem ältesten
Bruderschaftswesen Bürgerliches und Kirch-
liches in einander verschwimmt. Eine
einzige nur dieser alten Bruderschaften
hat sich mit großer Zähigkeit bis ins
20. Jahrhundert herein gerettet, gewisser-
maßen eine letzte Säule, die vom mittel-
alterlichen Gebäude des kirchlichen und
bürgerlichen charitativen Lebens im alten
Gmünd heute noch zeugt. Aber auch
diese Säule scheint, um die Worte des
Dichters zu gebrauchen, „halb gebrochen"
— ich darf fast hinzusetzen: „kann stürzen
über Nacht". Das ist die S. Seba-
stian usschützenbrud erschaft.
I.
Sie leitet ihren Ursprung ab vom
alten Schützenwefen der Reichsstädte. Die
Schützen nämlich bildeten unter sich Gilden
oder Zünfte teils zur Verteidigung der
Stadt, teils zum Polizeidienst innerhalb
derselben, teils zum Vergnügen in Waffen-
spielen und zur Pflege brüderlicher Ein-
tracht und Freundschaft. Oft sind alle

diese Zwecke bei der Schützengilde ver-
einigt, oft überwiegt der Vergnügungszweck.
Im 14. Jahrhundert war die Schuß-
waffe die Armbrust, daher die Arm-
brustschützengilden. Im Anfang des 15.
Jahrhunderts aber knallt schon das Feuer-
rohr an den Schützenfesten. Zunächst
noch gleichzeitig mit der Armbrust, dann
nach und nach dieselbe verdrängend tritt
die Büchse als Schußwaffe auf und die
Armbrustschützengilden werden abgelöst
von den Büchsenschützengilden. Eine solche
Büchsenschützengilde war die Gmünder
Sebastiansbruderschaft. In den hiesigen
alten Jahrtagsverzeichnissen von 1517
und 1530 heißt dieselbe geradezu „Büchsen-
schützenbruderschaft". Die Büchsenschützen
wählten sich dem Beispiel anderer Gilden
und Zünfte folgend als Patron einen
Heiligen. Dieser war für sie der hl. Se-
bastian, der in der alten und mittel-
alterlichen Kirche eine hohe Verehrung
genoß. Die Geschichte seines Lebens und
Martyriums ist bekannt. Er wurde unter
Diokletian von afrikanischen Bogenschützen
an einen Baum gebunden und mit Pfeilen
durchbohrt, darauf mit Stöcken totge-
schlagen und in eine Kloake geworfen.
Schon 367 weihte Papst Damasus zu
seiner Ehre eine Kirche, eine der sieben
Hauptkirchen Roms. Die Art des Mar-
tyriums des Heiligen ist der Grund da-
für, daß die Büchsenschützen den hl. Se-
bastian zu ihrem Patron wählten.
Im 15. Jahrhundert hatten sich in
fast allen Reichsstädten solche Büchsen-
schützengilden oderSebastiansbruderschaften
 
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