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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 10.1907

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Maaß, Ernst: Die Griechen in Südgallien
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https://doi.org/10.11588/diglit.34748#0094

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85

Die Griechen in Südgallien.
VH.
Im Anfänge des Jahres 190g wurden auf dem Territorium
des Mainzer Römerlagers die Trümmer eines einst bemalten, mit
28 Götterreliefs geschmückten Denkmals aufgefunden, einer in
allem ehedem etwa 12^ hohen, zum Untersatz für ein Erzbild
des Jupiter, des römischen Reichsgottes, bestimmten Säule aus
grauem Kalkstein, wie die Geologen versichern, französischer
Herkunft. In mühseliger Arbeit durch die Mainzer Museumsver-
waltung aus Hunderten von Bruchstücken neu zusammengesetzt,
bildet das hervorragende Denkmal jetzt die Hauptzierde der dor-
tigen und aller Limessammlungen (Fig. 33). Nach der Inschrift
will die Säule nebst dem dazu gehörigen, ebenfalls gefundenen
Opferaltar ein offenes Heiligtum, ein Votivgeschenk zum Wohl-
ergehen des an der Säule selbst dargestellten Kaisers Nero sein.
Die Gewohnheit ist eine Fessel. Ein ungewöhnlicher Fund findet
leicht nicht die erforderliche Freiheit des Urteils. „Nemo est tarn
fortis, quin rei novitate perturbetur," erklärte ein erster Menschen-
kenner. Den glücklichen und energischen Entdeckern galt das
prächtige Monument mit seinem reichen Sculpturenschmuck als
ein Ausdruck der am germanischen Limes und in den römischen
Germanien heimischen oder heimisch gewordenen Verhältnisse;
Körber sah diese als wesentlich keltische an, Mainzer Zeit-
schrift I (1906) S. 54—63. Der zweite Beurteiler S. ließ nur eine
keltische Spur gelten und glaubte an den Reliefs des Sockels
eine Götterdreiheit ionischen Ursprungs zu erkennen; er hielt das
Denkmal nach kurzem Verhör für eine Nachbildung eines Origi-
nales aus Massalia (v. Domaszewski, Archiv für Religions-
wissenschaft IX 303 f.). „Man muß eigentlich ein Werk schreiben,
um zu einer Definition zu kommen," bekannte Goethe, Materialien
zur Farbenlehre 120, und 100 „Alles kommt in der Wissen-
schaft auf das an, was man ein Apercu nennt, ein Gewahrwerden
in Mainz. dessen, was eigentlich den Erscheinungen zugrunde liegt; und
ein solches Gewahrwerden ist bis ins Unendliche fruchtbar." Mich haben meine
Beobachtungen in eine andere Richtung geführt. Ich will die Gründe vorlegen
 
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