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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 5.1891-1892

DOI Heft:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1891)
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Die Griffelkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11726#0024

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2. Stück.

Lrsckeint

am Anfang und in der Miite

Derausgeber:

Ferdinand Nvenarius.

Wcstcilpreis:

vierteljährlich 2 t/r Murk. A,

Die Griktelkunst.

iu deueu bedeuteude Aüustler über
ihre Ruust sich aussprecheu, gehöreu zum
Mertvollsteu der Ruustliteratur. Dauu
sogar, weuu keiu wisseuschaftlich geschultes
Deukeu aus ihueu spricht, dauu sogar, weuu eiu höchst
eiuseitiges «Lmpfiudeu die Diuge durchaus uur uach
persönlichem Lrmesseu beurteilt, siud sie durch uichts
auderes iu gleicher Weise zu ersetzeu. Deuu sie ge-
währeu uumittelbare Liublicke iu die Seele vou
Schaffeuden uud damit iu das Schaffen selber. Mie
viel größer aber ist der Gewiuu, weuu der sprecheude
Aüusller sich zugleich als eiu scharf deukender uud
auch durch das Mort klar darstelleuder Mauu zeigt. >
Das gilt iu hohem Maße von Max Rliugers
soeben erschieneuer Schrift „Malerei und Dichtuug"*,
die uns zu duseu Worteu auregt uild dereil Studium
wir aus das Rräftigste Alleu empsehlen, die sich zu
den bildenden Rüusten ru eiu möglichst vertrautes
verhältuis setzeu möchteu.

Rliuger — wie uusere Leser wissen, uach uuserer
uud Dieler Ueberzeuguug eiuer der wahrhaft Großen
unter den Rünstleru der Zeit — behandelt in seiner
Schrift verschiedene Frageu des Rüustlerlebeus, das
Wichtigste aber, was er giebt, sind seine Betracht-
uugeu über das, was er „Griffelkuust" ueuut. Gs
ist, so glaubeu wir, die uuabweisliche Micht der Ruust-
zeitschristeu, ihre Leser mit deu Rlingerschen Gedaukeu
über dieseu Gegeustaud bekauut zu machen, deuu viele
uuter deu „Laien" werdeu wie mit gestärkten Augen
au mauches herrliche werk herantreteu, habeu sie
Rlingers Gedaukeu uachgedacht. Sucheu wir dies

* lvir können den Lesern leider die Verlagshandlung der
Achrift nicht angeben — sie trägt nur den Druckortsverinerk
„Leipzig und die Firma der Druckerei „G. Reusche,

Leipzig".

uusererseits weuigsteus deu wichtigsteu gegeuüber
zu thvu.

Dem größereu Aublikum gilt eiue Zeichuung wohl
immer uur als eiu Lmrrogat für eiu Gemälde. Äe
ist ihm stets ein Bild, dem die Farbe „mangelt" —
mau nimmt mit ihm fürlieb, weil die Umstäude dieses
„Fehleu" eutschuldigeu oder erzwiugeu, glaubt aber
im F-tilleu: iu Farbeu „ausgeführt" wäre das Diug
da doch schöner. Doch die Sache liegt uicht immer
so. Nicht immer baudelt es sich um eiue verschiedeu-
heit dem Grade uach, auch um eiue solche der Art
uach kauu es sich handelu zwischeu Malerei uud Zeich-
uuug. Ls giebt Fälle, bei deueu eiu werk der
Zeicheukunst durchaus uach eigueu Gesetzeu wirkeu
kaun. Darüber ebeu wolleu wir sprechen.

Rlinger unterscheidet „vier, eigeutlich drei" Arteu
vou Zeichuuugeu. Liue Lsaudzeichuung Rasaels, eiu
Stich Dürers, eiu Stich Lalamattas uud eiue Zllu-
stratiou vou woodoille siud ihm bezeichueude Bei-
spiele. „Uutersucheu wir die Beweggrüude, die der <Lut-
stehuug jeuer Blätter zu Grunde lageu.

Der Uwler-Zllustrator woodville wollte die ge-
seheue Natur so wiedergebeu, wie er sie sah. Lr
weudete also deu Farbeu und valeureu ebenso wie
der Zeichuuug uud A'todelliruug seiue Aufmerksamkeit
zu. Bei der Aussühruug der Blätter übersetzt er
durch möglichst charakteristische verweuduug des Zeicheu-
und Druckmaterials jedeu Giudruck. Die Lokalfarben,
die stofflicheu Unterschiede, die Gesamtwirkung der
Gruppen uud der Licht- uud L>chatteumasseu beschäs-
tigeu ihu so, wie sie es gethan habeu würdeu, weuu
er sie malte. <Lr sucht Farbeueiupfiuduug zu erregeu
uud setzt alles darau, die Reduktiou der Naturerscheiu-
ung aus Schwarz uud weiß vergessen zu macheu.
Alle seiue Bestrebuugeu fallxu also geuau mit deueu


Lweites Gktober-Dett lSSt.

üßK ck Miklk i>k§

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