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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Augustheft
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Bode, Wilhelm von: Die älteren Privatsammlungen in Berlin und die Bildung neuer Sammlungen nach dem Kriege 1870
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0637

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Herausqeber

/ahrgang ig22

Adolph DonalP

2. AugustDLCft-

Dte ältecen Pt’iüatfammtungen m Bet?Un und die Bitdung
neuee Sammtungen nact) dem Kdege 18?0

üon

lÜitbcttn o* Bode

Exzellenz Geheimrat Dr. Wilhelm von Bode ist zu
dem nachstehenden Aufsatz, wie der weltberühmte
Kenner uns schreibt, durch den im Juli-Doppelheft des
„Kunstwanderers“ veröffentlichten Leitartikel Adolph
Donaths angeregt worden. „Der Kunstwanderer“ freut
sich, heute bereits den ersten Teil des Bodeschen Auf-
satzes publizieren zu können. Die Redaktion.

ei Erwähnung meines 50 jährigen Dienstjubiläums
haben die Zeitungen besonders hervorgehoben,
daß die Anregung zur Bildung von Pnvatsammlungen
alter Kunst in Berlin erst von mir ausgegangen sei. Dies
Lob, für das ich sehr dankbar sein müßte, ist leider
nicht ganz berechtigt; als ich vor 50 Jahren an die Ber-
liner Museen berufen wurde, hatte Berlin bereits eine
nicht unbeträchtliche Zahl von Kunstsammlungen, deren
Begründung meist schon in aie erste Hälfte des 19.
Jahrhunderts zurückging. Die bedeutendsten darunter
waren Sammlungen, welche von hohen preußischen
Beamten als Diplomaten im Ausland zusammen-
gebracht waren. So vor allem die Galerie des Gra-
fen Raczynski, die aber, da sie seit Jahren stets zu-
gänglich war, schon wie eine öffentliche Galerie be-
trachtet wurde; ferner die Sammlungen G r a f P o u r -
tales, Baron von Mecklenburg, Fürst
Carolath und Graf R e d e r n. Darunter waren
aber die von Graf Pourtales und Baron von Mecklen-
burg nur noch die Überreste der ursprünglichen, großen
und sehr hervorragenden Sammlungen, da die Haupt-
teile in Paris in den fünfziger Jahren versteigert waren.
Vereinzelte gute alte Bilder besaßen namentlich F ü r s t
R a c z y n s k i, G r a f Blankensee, der H e r -

z o g v o n S a g a n , D r. W e b e r , L a n d r a t v o n
U 1 r i c i, P r o f. W r e d o w , die Familie R e i m e r
(aus dem Rest der in den vierziger Jahren in Berlin
verkauften Galerie) und Apotheker K u h t z. Da die
jüngere Generation fast ausnahmslos an diesen
Schätzen kein Interesse mehr hatte, so sind sie
bis auf wenige Stücke längst verkauft worden, meist
schon in den achtziger Jahren; die interessanten
holländ. Bilder der Sammlung Wredow sind der Stadt
Brandenburg, einzelne gute Bilder der Sammlungen
Weber und Ulrici sind der Berliner Galerie vermacht
worden. Was an guten Gemälden in diesen Samm-
lungen sich befand. haben wir noch einmal gezeigt in
der ersten Ausstellung alter Kunst in Berlin, die gele-
gentlich der Feier der Silberhochzeit des Kronprinzen-
paares im Februar 1883 in der alten Akademie statt-
faiid. Auch hatte die junge Reichshauptstadt verschie-
dene Besitzer mit ihren Sammlungen nach Berlin
gezogen. Die hervorragendste Galerie freilich, die des
Herrn A. Carstanjen, kam erst Mitte der acht-
ziger Jahre nach Berlin; aber der Maler Ludwig
K n a u s war schon früher übergesiedelt und hatte
eine kleine, aber gewählte Sammlung holländischer
Bilder, die meist im Tausch mit Barthold Suermondt
erworben waren, nach Berlin mitgebracht. Eine sehr
viel reichere Galerie war gleichzeitig durch Übersied-
lung von 0. W e s e n d o n c k nach Berlin gekommen.
Neben diesen Sammlungen und den vereinzelten Kunst-
werken aus älterem Besitz, die kaum noch vermehrt
wurden, besaß Berlin damals auch einige Sammlungen,

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