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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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1. Juniheft
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Schulze, Hanns: Mostra della pittura italiana del Sei e Settecento
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0517

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7ahrgang ig22

Herausgcber TXdOfptl DonütP

i. JuniDieft

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oon

fianns Sctnilze

Der Berliner Kunsthistoriker Dr. Hanns Schulze über-
nahm für den ,,Kunstwanderer“ das Referat über die
Barockausstellung im Palazzo Pitti zu Florenz. Dr. Hanns
Schulze schreibt uns:

Florenz, im Mai.

|-cereits die Ausstellung des italienischen Bildnisses,
die vor dem Kriege in Florenz stattfand, ließ er-
kennen, welch reiche Schätze an Barockmalerei noch
ihrer kunsthistorischen Entdeckung und Wertung
harrten. So war eine umfassende Ausstellung der ita-
lienischen Barockkunst eigentlich bloß eine Frage der
Zeit, die durch den Krieg allerdings bis jetzt vertagt
wurde. Daß sie heute in den schönen, für einen solchen
Zweck ungemein geeigneten Räumen des Palazzo Pitti,
dessen Innenausstattung wenigstens zum größten Teil
derselben Zeit angehört, stattfinden konnte, verdankt
man den eifrigen Bemühungen ihres Präsidenten Ugo
0 j e 11 i, der mit seinen Mitarbeitern dem Grafen Carlo
Gamba Ghiselli, Giovanni P o g g i, Nello
T a r c h i a n i, der auch den mustergiiltigen Katalog
bearbeitete, und dem Generalsekretär Luigi D a rn i,
die das reiche Material von über 100 Bildern zusammen
brachten. Die meist in kleinen Provinzgalerien und in
den Kirchen Italiens, außerdem in öffentlichen und
Privatsammiungen des In- und Auslandes verstreutcn
und versteckten Bilder gewinnen hier in ihrer Gesamt-
heit ungemein an Interesse und vermögen dank ihrer
Zusammenfassung nach Schulen und Meistergruppen
ein ziemlich liickenloses Bild der italienischen Barock-
malerei zu geben, das allerdings noch durch die deko-
rative Malerei und die Kuppelbilder der Kirchen im
Geiste zu ergänzen ist. In 48 Sälen und Zimmern die

den rechten Flügel des Ffaupttraktes des Palazzo Pitti
im ersten und zweiten Stockwerke einnehmcn, sind die
Bilder meist recht günstig aufgehängt. Einige allzu
lebhafte und allzu bunte Wandbespannungen wurden
durch Überspannen mit alten schönen Stoffen ge-
dämpft. Leider verführte die Fülle des Materials und
die hervorragende Qualität einzelner Stücke dazu,
diese in die Nähe der Fenster auf Staffeleien so aufzu-
stellen, daß sie den Räumen und den dahinter liegenden
Werken das Licht wegnehmen. Andererseits ist hier
zum ersten Mal Gelegenheit geboten, Werke, die im
Dunkel der Kirche kaum zur Geltung kamen, in günsti-
gem Lichte zu betrachten.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Ca r a v a -
g g i o , von dem man dreißig eigenhändige und Schul-
werke zusammengebracht hat. Darunter das reich-
bewegte „Martyrium des heiligen Mat-
t h ä u s“ aus der Chiesa di San Luigi de’ Francesi in
Rom, eines der pompösesten Werke des Barocks. Aus
Santa Maria del Popolo kanr die grandiose „B e k e h -
rung des Apostel Paulu s“, ein Meisterwerk
des Helldunkel, unheimlich in seiner Phantastik. Aus
Santa Giustina in Rom stammt die „M a d o n n a d i
L o r e t o“, die mit stärksten Kontrasten des Lichtes
geschaffen ist. Diese dreißig Bilder des Meisters
stellen seine Kunst gebührend dar und weisen ihm den
ersten Platz in der Geschichte der römischen Barock-
malerei an. Was Caravaggio für Rom bedeutet T i e -
polo für Venedig. Von ihm hat man sehr geschickt
auf die bekannteren Bilder verzichtet und solche
Werke herausgeholt, die an versteckten Orten sich be-
fanden. Da ist aus dem Triestiner Museo Civico der

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