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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 11 (November 1930)
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Kaempffe, Maria Luise: Vergleiche zwischen asiatischer und europäischer Kunst unserer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0291

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un

Deutsche Blatter für Zeichen-Kunst- und Werkunterncht

Zeitschrift deö Reichsverbandes akad.geb.Zeichenlehrer und Zeichenlehrerlnnen

VerantworMch für dte Schriftteitung: Professor Gustav Kolb, Stuttgart
Druck unh Verlag; Eugen tzardt G. m. b. tz. Stuttgart, Langestratze 18

Fiir Velprechiingsexeniplare, Nieverschrifte» oder andere Sinsendungen irgendwelcher Art
wird ein« DerliniworUtchkeit nur dann nbernommen, wenn sie erbeisn worden jind
Schseibt sachlich klar und einsachl Meidct alle entbehrllchen Fremdwörlsr

Vergleiche zwischen asiatischeriund europäischer Knnst unserer Ieit. Von Maria Lnise Kaempsfe, Walden-
bnrg i. Schl. — Freigestaltendes Forinem Von E. Venple, Frantfurt a. M. — Zur Eröffnnng der Ans°
stelinng des Vundes fnr' Knnsterziehung. Landesgrnppe Schleswig-Holstein. Rede von Vegierungspräsident
Abegg. — Einiges nber Pastelltechnik. — Das Plakat-Preisansschreiben des Sächsisch-Thüringischen Buch-
Händler-Verbandes. Von.Mar Eichelberg. — Sekundaner zcichnen im Lübccker Katharinenin. Von Dr.
jnr. Steen. — Treibt Dorsknisde! Vou Wiedermann. — Gedanken vor gotischen Aanten. Von tzansjörg
Witte, Potsdani. — Gestälten! in tzolz. Von Vtto Klanh, tzeidenheini. — Uinschan. — Vnchbesprechungen.
!' — Beilagenhinweis. — Inserate.

10. Iahrgang

November 1930

heft 11

Vergleiche zwischen asiatischer und europäischer Kunst unserer Zeit

! S

PoN Maria Luije K a e »i p f f e, Walüenburg I. Schl.

Wem das grvhe Gliicli zuteil wurde, niehrere äahre
in Ostasien geleht zu haden, wgr ferner, an nichks,
als an lllinstlerische änkeressen gebimden, zeitlos die
liiiliiirelle und liiinsllerische Entwicliliiiig eines unserer
ültesken lebenden Kultiirvöllier ibevbachteii und er-
leben durste, dem wird es ivohl' BediirfniS sein, als
lileinen Danlieszoll fiir diese üb^eraus reichen äahre
der Mikivelt von diesem Erjeben inikzuteileu, so weit
das Worl Geschaukes iiberniitkelii liann. —

Ls war in den herrlichen Spnksouimer- unü Friih-
herbskiiioiiaten in Tsinanfu, !der?alten Gouverneurs-
uud Provinzhauplstadt SchisntungS. än dieser, von
hohen, genau quadratischen Mauern umgebenen
Stndt, die wie alle Landstüdtei Lhinns lieine ge-
pflnsterten Skrajzen ausweist und deren tzäuser nur
einstöckig gebaut sind, in deren Winliel, Gassen und
Gübchen noch inunker üiihnev und schwarze Schweine
ihr Wesen lreiben, durch deren Haupt- und Ge-
schüflsslraszen aber gellende MikpS rasen, von hohen
Slaubivollien eingehülli, in der es! aber anch an herr-
lichen alten Teinpeln, Gürten, Ouellen und Bollis-
parlis nicht fehll, leben, glter ^ Tradition gemäs;,
mehrere Äialergilden, die sich im Laus der Zeit zu
einer Arl Alindeniie zusamiiiengeschlossen haben.
Grosze Schulen mit niodern gugesegten Sporlplühen,
Seininnre und allen niöglichen Aildungsskükken, die
maii nie i» dein bunkeu Duxcheinander vo» Gassen
»nd Gäfschen hinter den hoheu, unicheinbaren Ausien-
»lauern verniutet hükle, siihreu dort ihr emsigeS, still-
zühes ArbeikSieben, abseils von allem Vetrieb des
tznndelü und VerliehrS, dep die äugend ablenlien
liönnle. Alles ist grofs angelegk i»it einer Bauniver-

jchwendung, die fiir unsere europüische Aegrisfe ganz
erstaunlich ist! Man hak eben Plah und Ieit! — äch
hntke durch einen liultivierten Lhinesen, Herrn Kou,
deni Koniprador eines üeukschen GroszkaufinannS,
Gelegenheik, nicht nur öflers als einzige Europäerin
Gast seines HauseS zu sein, wo er mir, ein auSgezeich-
neter Kenner und Sammler moderner chinesischer
KakemonoS (Aollenbilder) seine Schühe zeigke u»d
erlrlärte: Herr Kou, der sich fiir ineine Ieichnuiigen,
Aralereien und Porkrütscherenschnitte sehr inkeres-
sierte, führke mich freundlicher Weise auch in die
Kninstakndemie ein, da er mit deren Direktor, Herrn
Tsao, nnd mehreren Professoren und Lehrern dork
persönlich befreundek war und ihnen von niir erzühlt
hakle. — Ls ist wohl das gröhke Geschenk, wenn inan
eü drüben als Europüer eininal erlebeu kann, nicht
alS Fremdling, sonderu alS Kollege begrühl zu werden!
äcl> hakke durch Herrn KouS Empfehlung diese sellene
Gelegenheik i»id wurde von Direklor Tsao und der
ganzen Lehrerschast sehr herzlich aufgeiiominen, so-
iveit inan „herzlich" bei der wohlkuend groszen Äe-
secve der Lhiuesen sagen darf.

Die Mckschah hakke mich durch lange, enge, ge-
wundene uud schmale Äeben- und Seitengassen ae-
fahren, am Osttor vorbei, ins ännere der Slaöt,
Wege, in der sich nur der eingeborene Aickschahkuli
auszukennen. vermag. Die Pisitenkarke von tzerrn
Kou war der Zauberskab, niik dein ich ungeführüet
durch üie wachkhabenden Soldaten bis zuin tzause deü
Direktors Tsao vordrang: denn es wnr ja Krieg, und
das grosze Hauptgebaude der Akadeinie, schon eiiro-'
püisch init Glasfenskern, war halb Kaserne, halb
 
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