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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 4.1893

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Zinn, Maria: Innen-Dekoration und Frauenkünste
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Behandlung feuchter Wandflächen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11380#0024

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Seite s2.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Januar-Heft.

mnen-

ekoration und Künste

-^>ie Innen - Dekoration

Reformbestrebungen wieder eine unserer Tagesfragen.

Oon Maria Zinn, Roni.

unserer Wohnräume ist Dank der modernen

Handwerker

und Dekoratöre wetteifern, uns das Beste zu geben, was ihr Kunstfleiß
zu bieten vermag, der Import und Export inacht uns alles Schöne
anderer Nationen und Völker zugänglich. Für den Bemittelten dürfte
es deshalb nicht schwer werden, aus der Hülle des Dargebotenen sich
das Schönste, das Beste zu wählen. — Anders ist es mit dem weit
größeren Prozentsatz der Menschen, der sich nach seinen Verhältnissen
richten nach. Hier kommt
das Auswählen einzelner
Dinge schon in Betracht,
und wo der Dekoratör nicht
mehr eingreifen kann, wo
er entbehrlich ist und sein
muß, vertritt seine Stelle
die „Hausfrau". Es ist
deshalb natürlich, daß es
sich weiblicherseits rührt,
daß man Vieles wissen
möchte, den Briefkasten zu
Rathe zieht, Zeitschriften
hält, Ausstellungen besucht,

Jagd macht auf Alles, was
außergewöhnlich, was neu
erscheint. — Der Dilettan-
tismus, der in schillernden
Modefarben diese Zeitströ-
mung benutzt, befördert nur
ein Verlieren in Meines
und Kleinliches, und trägt
nicht dazu bei, den Schön-
heitssinn der Frauen zu bil-
den. Der Schwerpunkt eines
„gemüthlichen Heims" liegt
nicht im produziren von
allerhand Allotria, sondern
in: Erkennen des wahrhaft
Schönen. Mahrhaft schön
kann eine kleine Filetspitze,
eine anspruchsvolle Mand-
Dekoration sein, sobald sie
im Prinzip richtig, d. h.
zweckentsprechend ornamen-
tirt ist. — Frau Vr. Me-yer
in Hamburg, Frau Frieda
Lipperheide in Berlin,
die verst. Emilie Bach in
Wien haben versucht, auf
dem Gebiet der Leinensticke-
reien bessere Vorbilder an-
zubahnen, und bessere Vor-
bilder müssen angebahnt
und gepflegt werden. Mir

besitzen manch schätzenswerthes Institut, das ernsten Studien huldigt,
besitzen manch namhafte Firma, die Vorzügliches leistet. Es ist eine
Herzensfreude, unter der zahllosen Menge von Nichtigkeiten wieder
Dingen „edler Frauenkunst" zu begegnen, wie sie eine Frau Dir. Schiff-
mann und Math. Iörres in München, die Firma Gsiander in
Ravensburg, die Firma Bender in Berlin bieten. Daß solche Dinge
uns selten begegnen, ist begreiflich, da sie von Berufskünstlerinnen
stammen. Die weiteste Publikation in Frauenkreisen sollte ihnen zu-
gänglich gemacht werden, denn wer? sollte denn fördernd in das große
Gebiet der „Frauenkünste" eingreifen, wenn nicht die Berufskünstlerinnen,
die mit der sicheren Hand die Kenntniß der Mrnamentik, der Technik
und des Materials verbinden.

Unsere kunstgewerblich gebildeten Zeichnerinnen, die an allen mög-

lichen Kunstanstalten verstreut sind, publiziren viel zu wenig in ihrer
eigenen Geschmacksrichtung. Da geht Alles im Namen der Firma
und für die Kasse der Firma. Menn dann von „Frauenkünsten" die
Rede ist, zuckt man die Achsel, denkt an Papierblumen, lästige Decken
und Deckchen, an verbranntes Holz und Leder und sagt: „Es war einmal".

Wir haben freilich eine trostlose Zeit zu überwinden gehabt. Gott
sei Dank, sind wir von den: enthaupteten Kopf der großäugigen
Italienerin, arrangirt in Kreuzstickerei für ein Sofakissen, auf türkische
Formen für diesen Gegenstand gekommen, und die anspruchsvollen
Gebirgsbäche lassen sich auch nicht mehr an so manchem Dekorations-
stück vernehmen. Ich weiß mich aus meiner Jugend an ein sehr blaues

Zimmer mit solchen Dingen
noch genau zu erinnern.

Dank ernster Bestre-
bungen stehen mir heute
bedeutend höher, aus der
Traufe sind wir im Regen,
nun gilt es, den Sonnen-
schein noch zu gewinnen!
Möchten doch alle Frauen,
die in künstlerischer Hinsicht
Werth und Stimme haben,
darauf hinwirken, den weib-
lichen Kunstsinn und Kunst-
fleiß zu heben, darauf hin-
wirken, die Werke ihrer
Hand zur Kenntniß zu brin-
gen, ob sie der hohen Kunst
entstammt, ob kunstgewerb-
licher Fleiß sie erzeugt, oder
ob sie dem Gebiet der Klein-
kunst angehören. Dann
wird der gute Geschmack
allmählig all die Faseleien
in unseren Frauenarbeiten
verdrängen, die der Dilet-
tantismus und mechanisches
Kopiren hervorgebracht hat.
Dann werden unsere Mohn-
räume allmählig einen bes-
seren Karakter annehmen,
indem die Hausfrau mit
bewußtem Urtheil das
Schlechte ausscheidet. Die
erwachte Liebe am Schönen
wird diese immer mehr för-
dern, wird in kommenden
Generationen mit uns ge-
boren werden, wie einst
bei dem schönheitssinnigen
Volke der Griechen.

Abbildung Nr. HYH. Paravent Ittii Sei-enltirlrrrei. Liltw. u. ausgef. V. Maria Zinn, Rcnn.

Behandlung fonchflev
Wandstächoil. Feuchte
salpeterhaltige wandflächen
auf welchen kein Verputz
auf die Dauer hält, behandelt inan am besten in nachstehender Meise.
Der alte vorhandene putz wird, soweit die Wand feucht ist, entfernt
und nun werden die Mauerfugen s—2 cm tief ausgekratzt. Alsdann
wird die Wandfläche mittelst Koksofen oder durch Anblasen mit heißer
Luft möglichst abgetrocknet; ist dies geschehen, so streicht inan die Fläche
so heiß wie möglich „nt einer warmen Mischung, bestehend aus f Theil
wasserfreiem Steinkohlentheer, 2 Theilen Steinkohlenpech und s Theil
OKnäron nuinerales, und wirft sofort auf die noch heiße Asphalt-
mischung ebenfalls angewärmten groben Kiessand, der in Erbsen- bis
Bohnmgröße ausgesiebt ist. Die scharfen Kieskörner bleiben in der
erstarrenden Asphaltmasse fest sitzen und dienen dazu, das Bindemittel
für den später aufzubringenden Putz abzugeben. Letzterer wird in ver-
längertem Zementmörtel hergestellt und sauber glattgerieben. csaugcw.-Zig.,
 
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