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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Ueber Wohnungs-Einrichtung in Bezug auf Symetrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0152

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5eptember-Heft.

Zllustr. kuustgewerbl. Zeitschrift für „Znneri-Dekoration".

5eite s2Z.

ever mmgs --Dlnrichtung in auf symetrie.

0

ir hatten im Juli-Heft bereits Gelegenheit, unseren Lesern einige
Winke über gefälliges, dem Auge und Schönheitsgefühl wohlthuendes
Arrangement von Bildern, Dekorations-Gegenständen usw. zu geben
und bringen ihnen heute Anleitungen, nach welchen Grundsätzen
und Schmuckstücke, auch wenn dieselben nicht gleichartig gestaltet sind,
in einem Zimmer zur harmonischen Gesammtwirkung bringen kann. Die Symetrie
bei der Dekoration beruht nicht lediglich auf der Gleichheit der zu verwendenden
Stücke, sondern kann auch durch nur Aehnlichkeit in Bezug aus Form,
Ausdehnung, Farbe und dergleichen hergestellt werden.

Haben wir in unserm Juli-Heft gezeigt, wie durch Konstellation der
menschlichen Gesichtszüge und der verschiedenen Stellungen der menschlichen Glieder
Anleitung zu einer gefälligen, erfreulichen Aufstellung von Dekorations-Gegen-
ständen gegeben wird, so können wir den menschlichen Körper auch in Bezug auf
die Symetrie gewissermaßen zum Vorbild nehmen und zwar insofern, als wir an
demselben ersehen, daß sich dieselbe vorzugsweise nur in Bezug auf die Breite,

man Möbel

Es soll nicht die eine Seite eines Zimmers eine öde Leere zeigen, während die
Gegenseite mit Möbel oder Dekorationsgegenständen überfüllt ist. — Das geübte
Auge erfreut sich an schönen Linien und Formen, aber es sucht in erster Linie die
Harmonie, das Ebenmaß und Gleichgewicht; es ist beleidigt durch Ungleichheit,
durch Verzerrung und Verschiebung und Nichts wird bei Zimmcrdekoration wohl
schneller entdeckt, als ungleiche oder schlechte Vertheilung der Massen. — Wie oft
macht wohl unbewußt eine einfache Wohnung einen wohlthuenden, gemüthlichen
überhaupt einheimelnden Eindruck auf uns, während uns manche luxuriöse Aus-
stattung kalt und gleichgültig läßt. — Es liegt dies wohl nicht zum Geringsten
daran, daß bei erstecer Einrichtung ein liebevolles und verständnißvolles Wirken
obwaltete, während im anderen Falle diese Hauxtbedingungen einer guten Ein-
richtung , das Vertiefen in das „Wie" und „Warum", fehlten.

Es werden diese Andeutungen wohl Vielen überflüssig erscheinen, allein es
wohnt ja nicht jedem das Talent inne, ohne längeres Versuchen eine passende
Zusammenstellung für seine Zimmereinrichtungen zu finden, und nicht immer ist

Abbildung Nr. 228. Verspiel rinev Wsnddekovstion in Bezug auf Symetrie.

nicht aber bezüglich der Höhe erkennen läßt. Rechtes und linkes Auge, rechter
und linker Arm usw., alle diese Theile zeigen die Symetrie nach der Breite.

Auch bei der Dekoration spielt die seitliche Ausdehnung der Symetrie wohl
die Hauptrolle, nur wollen wir hier zeigen, daß nicht die unbedingte Gleich-
mäßigkeit der Gegenstände, sondern auch nur deren Aehnlichkeit in Form,
räumliche Ausdehnung, Farbe usw. nothwendig ist.

So können zwei Bilder verschiedener Darstellung, Ausdehnung Gegenstücke
bilden. Ein Fayenceplatte kann mit einem Aquarell symetrisch werden, weil
Aehnlichkeit in der Ausdehnung und in den Farben besteht.

Bei unsrer heutigen Abbildung finden wir, daß ein pianino mit 2 Sesseln,
eine Jardiniere und 2 Vasen mit einem Aquarell und 2 kleineren Porträtbildern
symetrisch wirken und der fehlende Gegensatz durch die nach der weniger aus-
gestatteten Seite hinübergezogene Portiere wohlthuend ausgeglichen wird. Die
ganze Einrichtung wirkt wohlthuend und harmonisch bei größter Einfachheit. Es
liegt dies an der glücklichen vertheilung der Massen, an dem Massengleichgewicht.
— wir sehen hieraus, daß durch eine verständnißvolle Eintheilung, durch richtiges
plaziren der vorhandenen Gegenstände, selbst bei einfacher Ausstattung, gute
Wirkungen erzielt werden können. — Ls ist durchaus nicht nöthig und öfter un-
möglich zu jedem Gegenstand ein genau passendes Gegenstück zu haben, nur kommt
es daraus an, ein an räumlicher Ausdehnung etwa ähnliches Pendant zu schassen.

die Lust vorhanden, sich an einen Fachmann zu wenden, darum unser heutiges
Beispiel. Jeder aber, der ein hübsches, angenehm wirkendes Arrangement bei
Freunden oder Bekannten sieht, sollte sich nicht bei dem Bewußtsein beruhigen,
daß es schön ist, sondern darüber Nachdenken und forschen, warum es so ist und
worin die Wirkung liegt, dann wird auch der weniger Talentirte gar bald in
der Lage sein, in seinem eigenen Heim die leichtbeschwingte anmuthvolle Harmonie
zur gebührenden Geltung zu bringen. —

VvklSllUSschvriürn. Die Gemeinde-Vertretung in München wünscht
einen Stadterweiterungsplan zu erlangen und fordert deutsche Architekten
und Ingenieure zur Linlieferung von geeigneten Entwürfen auf. Die ausgesetzten
Preise, im Ganzen vier, betragen sooo, 4000, 3000 und 2000 Mk. Schlußtermin
für Einreichung der Arbeiten ist der Juli ^sy2. —

Vin Mitk, dev im Meuev und Wasser aushälk und deshalb für
Metall, Porzellan und Majolika anwendbar ist, wird folgendermaßen bereitet. Man
läßt x kg. süße Milch durch Zusetzung von Weinessig dünn gerinnen. Sobald die
Milch abgekühlt ist, nimmt man die Molke davon und quirlt das Weiße von 4—5
Eiern hinein; hierauf mischt man feingexulverten Kalk hinzu und arbeitet die
Mischung mit einem Spatel recht tüchtig durch. Statt des Eiweiß kann auch frisches
Rinderblut benutzt werden. An der Luft und dann in starker Wärme getrocknet,
hält der Kitt Feuer und Wasser aus. —
 
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