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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Kimbel, Martin: Renaissance
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Behr, Carl: Ueber Dekoration und Möblirung unserer Wohnräume, [5]
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Holzmosaik
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Die Holz-Teppiche oder biegsamen Parkets
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0071

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Nr. 8.

Lachblatt für Innen-Dekoration".

Seite 63.

Die alte Decke war geblieben; von allem Schmutze befreit, zeigte
sie den warmen Ton alten kienischen Holzes.

Der Fußboden ist etwas mit Sand bestreut und vor dem Wasch-
tisch mit Strohmatten belegt, die Wände sind in Kalkfarbe gestrichen mit
flottem Friese der Decke entlang, dex sich in den Farben Altblau und
Kupfer bewegt. Die tiefen, durch starkes Mauerwerk erzeugten Fensternischen
gaben famose Sitzplätze mit freiem Blick auf's Gebirge. Die eine Seite der-
selben ist mit Wandschränkchen ausgenützt.

, Der Ofen steht von der Wand etwas ab und ist in kräftig grüner
Glasur, der Sockel dunkelbraun gehalten. Eine Bank läuft 3 seitig herum.
Die Heizung erfolgt vom Nebenzimmer aus, eine Nische ist zum Kochen
und Wärmen bestimmt.

Die Gardinen sind grobe selbstgebleichte Leine mit bunter Kreuz-
stickerei in Farbe wie der Wandsries; die Polster sind dunkelblaues Tuch,
die großen Nägel mit dicker ausgeschlagener Lederrosette.

Das Waschservis ist Zink, die Beschläge verzinntes Schmiedeeisen.
Der Tisch mit 2 Auszügen auf konischen Leisten kann als Eßtisch benutzt
werden. Das Holz ist Kiefer gebeitzt, die Füllungen in naturfarbener
Esche. Das zum Wohnen und Schlafen eingerichtete Zimmer ist also für
den ländlichen Aufenthalt äußerst praktisch eingerichtet.

In nächster Nummer werde ich mir erlauben, die perspektivische
Ansicht der „Fensterwand" zu bringen. Martin Mimbel.

«Mor uns liegt das Musterbuch der kunstgewerblichen Anstalt der Firma
Hans Stark in Nürnberg und belehrt uns über die großen
Fortschritte deutscher Meister auf dem Gebiete der Kunsttischlerei. Das
deutsche Kunsthandwerk hat mit dem Wiedererwachen des nationalen
Geistes einen Aufschwung genommen, welcher den Einfluß, den bisher
das Ausland auf den deutschen Markt ausgeübt, vollständig ausschließt
und die deutsche Arbeit hoch über die des Auslands erhebt. In einer
ansehnlichen Anzahl Abbildungen von Schränken und Möbelstücken aus
den Arbeitsstätten des noch jungen aber sehr strebsamen Kunsttischlers
Hans Stark in Nürnberg, welche seinerzeit in der permanenten Aus-
stellung des bairischen Gewerbemuseums ungetheilte Bewunderung er-
regten, wird uns dies vorgesührt. Es sind dies Schränke mit Holzbild-
hauerarbeiten, verziert nach eigener Zeichnung des Meisters, geschmückt
mit in eigener Manier ausgeführten Holzmosaikbildern, welche sämmtlich
theils frühere, theils noch vorhandene sehenswerthe Partien der Stadt
Nürnberg darstellen.

die Leistung dadurch nicht besser, wohl aber süßlicher und karakterloser.
Mancher spricht von einem modernen Stil, niemand aber ist sich klar
darüber, wie derselbe aussieht; der Eine glaubt ihn im Naturalistischen
zu finden, der Andere im allernüchternsten, mit allen möglichen Zuthaten
versetzten Empir; der Eine spricht von klassischer Einfachheit und ver-
birgt dahinter die Arinuth seines eigenen Könnens, der Andere wieder
von den üppigen Reizen des Rokoko, die er ebenfalls selten beherr-
schen kann.

Wir wollen jetzt versuchen, die üblichen Räume des deutschen
Hauses zusammenzustellen und deren Ausstattung zu besprechen. Es soll
dabei wenig Rücksicht auf alle die Launen genommen werden, welche
dem Besteller sowie dem Künstler in Anordnung aller möglichen Stile
heute zugänglich sind, es soll vielmehr in flüchtigen Umrissen das be-
schrieben werden, was allgemein für solide und beständig gehalten wird.

Um den größer oder kleiner gehaltenen Vorplatz, welcher meist
mit dem Treppenhause in engem Zusammenhänge steht, gruppiren sich
die verschiedenen Zimmer möglichst so, daß alle unter sich verbunden
sind und daß jedes derselben vom Vorplatz aus zugänglich ist. Nimmt
die Wohnung ein ganzes Haus ein, und mit solchen Wohnungen wollen
wir uns hier hauptsächlich beschäftigen, so liegen die Repräsentations-
räume zu ebener Erde, die Schlaf- und Ankleidezimmer über eine Treppe
und die Fremdenzimmer, sowie die Kammern für die Dienstboten über
zwei Treppen. Die Küche liegt meist wie das Speisezimmer im Par-
terre, oft aber auch im Erdgeschoß, wenn nicht gar im ersten oder
zweiten Stockwerke, welche Anordnung sich des nach oben steigenden
Küchendunstes halber als durchaus empfehlenswert erwiesen hat. Die
Repräsentationsräume bestehen aus Salon, Speisezimmer, Wohnzimmer,
Herren- oder Rauchzimmer, vielleicht auch noch ein Boudoir, ein Biblio-

Die Zeichnungen für die Mosaikbilder sind theils nach der Natur,
theils aus alten Stählstichen für diesen besonderen Zweck nachgebildet.
Die Manier, Möbelstücke in ihren Vorderflächen mit Bildern aus kleinen
farbigen Holzstückchen zusammenzustellen, gehört bekanntlich der alten Zeit
an und derlei Antiquitäten sind mitunter mit Gold ausgewogen worden;
der neuern Zeit jedoch gebührt die Anerkennung, diesem Kunstzweige
neues Leben eingeimpft und dem modernen Geschmack Ziel und Richtung
vorgezeichnet zu haben. Allmählig gibt sich ein erhöhtes Verlangen nach
derlei künstlerisch ausgeführten Möbelstücken kund und die wunderbaren
Holzmosaiksüllungen, die von Hans Stark gefertigt und demselben paten-
tirt wurden, bieten dem Fachbeflissenen und speziell dem Möbelfabrikanten
eine reiche Fundgrube geschmackvoller Artikel der Kunsttischlerei.

Die kunstgewerbliche Anstalt obiger Firma, in ihren Einrichtungen
aus der höchsten Stufe des Erfordernisses stehend, erzeugt alle Arten
Zimmereinrichtungen, Plafond- und Wandvertäfelungen und als Speziali-
täten Holzmosaikbilder, wie: Ansichten von Burgen, Schlössern und Ge-
bäuden ; ferner Hausapotheken, Zigarren-, Liqueur- und Schlüsselschränk-
chen, Nürnberger Erker darstellend.

Nie Uolf^Aeppjche oder biegsamen
WavkeLs.

^»Hs ist möglich, in einigen Augenblicken den Fußboden eines Zimmers, ohne die
Umstände, ihn umzulegen, neu zu bedecken. Wo eine neue Dielung nöthig
ist, kann man das biegsame Parket hinlegcn, ohne das alte wcgschaffcn zu müssen.
In England und den Vereinigten Staaten hat die Aufnahme dieser Holztcppiche in
den Geschäftsräumen, Gasthöfen und Privathänsern sich verbreitet. Ihre Herstellung
geschieht aus zollbreiten Streifen verschiedener harter Hölzer, als Nußbaum, Esche,
Kirschbaum u. a., welche durch Eisendraht, ähnlich einem Webefaden, aneinander ge-
fügt sind. Indem dieser Fußboden infolge seiner sorgfältigen Zusammensetzung nicht
aufrcißt, hat er stets ein gleichmäßiges Aussehen; seine Oberfläche bleibt glänzend
und seine Dauerhaftigkeit liegt in der Elastizität des biegsamen Parkets selbst,
welches eine erhebliche Belastung ertragen kann, ohne schadhaft zu werden. Nichts
ist einfacher, als das Belegen eines Saales mit solchem Holzteppich; jeder Tischler
kann sich damit befassen. Ein Haus in Antwerpen hat sich die Aufgabe gestellt,
diese Fußbodenbekleidung zu verbreiten. Die Weltausstellung in Paris brachte auch
Getäfel und Zimmerdecken aus solchem Material zur Anschauung, welche von diesem
Hause ausgestellt waren. Das Getäfel ist höchst einfach anzubringen und sein Preis
kaum höher.

Werichkigung. In dem Aufsatze „Das Möbel und die Gesellschaft" in
Nr. 7 unsres Blattes muß es statt Or. Mohr, vr. Steche, ferner in dem Aufsatze
„Univcrsal-Möbel für fotografische Anstalten" in der 9. Zeile von oben grau ge-
schnitzt statt grün geschnitzt heißen. Die Leitung.

thek- und Billardzimmer usw. Alle diese Räume kommen zusammen
selbstredend nur in sehr großen Häusern vor, immerhin sollen dieselben
hier besprochen werden, soweit der Raum es gestattet.

Bevor wir nun das Haus betreten, wollen wir dasselbe von
außen einer kleinen Betrachtung unterziehen. Die Häuser unterscheiden
sich in der Hauptsache als solche, welche in der Straßenfront erbaut
sind gegenüber denjenigen, welche mit ihrer Fa^ade ohne Rücksicht darauf
freistehend angelegt wurden und welche dadurch einen villenartigen
Karakter erhielten. Zu diesen letzteren gehören auch die Landhäuser
und die in Gärten erbauten Villen der Vorstädte. Bezeichnend für das
deutsche Haus ist das scheinen wollen nach Außen. Im Gegensätze zu
der englischen Villa, welche von der Straße aus möglichst wenig ge-
sehen werden soll, denn der Engländer will abgeschlossen, „private" mit
seiner Familie leben, baut der Deutsche sein Haus vorherrschend so, daß
es gut gesehen werden kann und von Außen einen recht vorteilhaften
Eindruck macht. Gewöhnlich ist der Grundriß der Zeichnung der Faqade
untergeordet, von ihr abhängig. Es ist nicht selten, daß obere Räume sich
mit für dieselben viel zu kleinen Fenstern begnügen müssen, nur deshalb,
weil solche Fenster durch die Anlage der Fa^ade bedungen sind. Aehnlich
so ist es mit dem ganzeir Grundriß; viele Architekten zeichnen zuerst
die Fa^ade, ordnen Balkons, Fenster und Erker an und dann erst ver-
suchen sie den Plan des ganzen Hauses diesem Entwürfe anzupassen.
Der englische Architekt dagegen stellt sich die nöthigen Räume so zu-
sammen, wie sie dem zukünftigen Bewohner am bequemsten erscheinen,
und baut dann die Architektur des Hauses um diese Anordnung herum,
meist ohne dadurch die malerische Wirkung desselben im Geringsten zu
beeinträchtigen. _ (Fortsetzung folgt.)
 
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