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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Christoffel, Ulrich: Zu den Bildnern von Josef Pilartz
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0449

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Josef Pilartz. Blick von Wasserburg ins Inntal

Neue Pinakothek München

Zu den Bildern von Josef Pilartz. Von Ulrich Christoffei

In Wasserburg am Inn lebt ein Maler, der sich auf
besondere Weise in die bayerische Landschaft einge-
lebt hat und dem es gegeben ist, von seinem Natur-
verständnis in schlichten, aber eindringlichen Bild-
formen Zeugnis abzulegen. Es ist Josef Pilartz, der
in diesem Frühjahr sein fünfzigstes Jahr erfüllte und
der also zu jener Generation von Künstlern zählt, die
beim Ausbruch des Weltkrieges gerade ihren Weg
von der Schule in die Öffentlichkeit suchte. Pilartz
ist aber kein eingesessener Bayer. Er stammt wie
Leibi, der ihm in der Liebe zur bayerischen Land-
schaft und zum bayerischen A'olkstum um ein halbes
Jahrhundert vorausging, aus Köln. Er gehörte einer
alten Handwerkerfamilie an und suchte wie so man-
cher Künstler seine Bestimmung zuerst in dem er-
erbten Beruf. Er wurde Schreiner und durchwan-
derte als Geselle erstmals die deutschen Landschaften
und Gaue und gelangte bis in die Schweiz. Erst kurz
vor dem Kriege gelangte seine künstlerische Beru-
fung zum Durchbruch, daß er sich ganz der Malerei
widmen konnte. Die Kriegsjahre erlebte er an der
Westfront, und leider hat er eine dauernde Schädi-
gung der Gesundheit aus den schweren Jahren davon-

getragen, die ihn in seiner Tätigkeit öfters behin-
dert, die ihn aber trotzdem nie abhalten konnte von
der liebevollsten, sorgfältigsten, ausdauernden Arbeit
an seinen Bildern. Seine Ausbildung nach dem Kriege
erhielt er an der Kasseler Kunstschule, aber das Ziel,
das ihm vorschwebte, konnte er an keiner Schule,
sondern nur bei sich selbst finden. Seine Bilder ver-
raten vor allem Sinn und Gefühl für das Naturwirk-
liche, wie es erscheint als gesetzmäßige Formung aus
der Einheit der Schöpfung. Sie entstehen aus einer
besinnlichen Zwiesprache mit der Natur. Gelegent-
lich malte Pilartz auch Bilder aus der Eifel, seit er
sich aber in Wasserburg niedergelassen hat, war es
immer wieder die Umgegend des Inntales, die ihn
fesselte. Er hat sich über Wasserburg ein Stück Land
erworben, für das er sich noch einen häuslichen Ate-
lierbau erträumt. Von hier kann er das weite Land
überblicken und alle wechselnden Stimmungen der
Tages- und Jahreszeiten, das Verklingen der hüge-
ligen Linien und die ferne Begrenzung der Berge be-
obachten und sich daran erfreuen.
Josef Pilartz gehört zu den meisterlichen Naturen,
die die großen und die kleinen Dinge durch die Sinne

Kunst für Alle, Jahrg. 55, Heft 10, Juli 1941

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