Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

DOI Artikel:
Lotz, Wilhelm: Bauten, Fahnen und Licht: Albert Speer, der Gestalter der Großkundgebungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0208

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Zeppelinfelcl in Nürnberg am Abend bei einem Aufmarsch

Foto Kun Grimm, $ürnb

Bauten, Fahnen und Licht. (Albert Speer, der Gestalter der Großkundgebungen.)
Von Dr. Wilhelm Lötz

Der Nationalsozialismus ist auf die Straße gegan-
gen, dort hat er die Massen zusammengeführt, dort
hat er zu den Menschen gesprochen und hat sie ge-
formt zu großen Aufmärschen. Er hat denMenschen
da gepackt, wo er auf Schritt und Tritt sich dessen
bewußt sein sollte, daß er Glied einer Gemeinschaft
ist. So haben die alten städtebaulichen Elemente der
Straße und des Platzes neues Leben und einen
neuen Sinn bekommen. Das, was man bisher nur als
Verkehrsweg und bestenfalls als optisch wirkungs-
volles Bild angesehen hat, das wurde zum Rahmen
und Raum für die aufmarschierenden Formationen
oder zum Versammlungsfeld für eine Menschen-
menge, die mit gleichem V\ illen beseelt und mit
gleichen Zielen zusammenkam. Aber die Masse, die
hier zusammengerufen wurde, gliederte und formte
man von Anfang an und betonte diese Gliederung
durch die Uniform und durch die Fahnen.
Als aus dieser Bewegung ein Architekt hervorwuchs
und für eine größere Öffentlichkeit zum erstenmal

erkennbar wurde in der Gestaltung des Tempel-
hof er Feldes zum ersten Mai 1955, da hatte er schon
all das Rüstzeug zur Hand, mit dem die Feiern des
neuen Staates geformt werden mußten: die geglie-
derten Massen, die Fahnen und die Ausrichtung der
Formationen auf den Sprecher hin.
Nur wenn man an diese Elemente und an den Sinn
und die Form der Aufmärsche denkt, kann man die
Architektur des Reichsparteitaggeländes in Nürn-
berg oder die Aufbauten für die Feiern am Bücke-
berg und in Berlin richtig verstehen.
Man spricht w7ohl mit Recht von einem neuen Stil
in den Feiern des nationalsozialistischen Deutsch-
land, denn dieser Stil stand plötzlich fertig vor uns,
ohne irgendwelche Anfängerkrankheiten und Ex-
perimente durchgemacht zu haben, weil er nicht von
außen herangetragen wurde, sondern weil er aus
dem Sinn und Wesen des Geschehens entstand.
Dr. Goebbels hat das auf der letzten Jahrestagung
der Reichskulturkammer sehr klar ausgedrückt:

191
 
Annotationen