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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 30.1915

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Frickenhaus, August: Der Eros von Myndos
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https://doi.org/10.11588/diglit.44516#0143
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A. Frickenhaus, Der Eros von Myndos.

127

DER EROS VON MYNDOS.
Unter den vielen berühmten Kunstwerken, die 476 im Lauseion von Kon-
stantinopel abbrannten, werden uns drei namhaft gemacht T); aber außer ihnen
kennt Kedrenos an einer früheren Stelle noch drei weitere2). Es besteht gar kein
Grund zu zweifeln, daß diese Statuen im 5. Jahrhundert sich in Konstantinopel
befanden, auch bei dem olympischen Zeus nicht; doch davon wird später noch
mehr zu reden sein. Was allerdings über die Geschichte der Werke gesagt wird, ist mit
sicher Falschem vermengt, denn der Zeus soll von Perikies geweiht sein, Praxiteles
heißt Knidier statt Athener, die lindischc Athena wird ohne jeden Anhalt dem Dipoinos
und Skyllis zugeschrieben und nach Analogie eines längst zerstörten herodoteischen
Weihgeschenks mit Amasis (Sesostris) in Verbindung gebracht 3). Aber über ein
gewisses Wissen verfügt auch der Verfasser der vorliegenden Notiz zweifellos, denn
was er über den Zeus, die Aphrodite und den Kairos sagt, ist im wesentlichen richtig.
Besonderer Prüfung bedürfen nur die Bemerkungen über die Hera von Samos und
den Eros von Myndos. In der überlieferten Fassung stehen bei der Hera zwei ganz
unvereinbare Namen: Lysipp aus dem IV. und Bupalos aus dem VI. Jahrhundert
vor Chr.; dagegen fehlt der Meister des Eros, obwohl der Katalog sonst stets einen
Meisternamen, wenn auch zum Teil einen erfundenen, angibt. Ich zweifele nicht,
daß die Stelle folgendermaßen zu emendieren ist: και ή Σαμία Ήρα εργον [Λυσίπ-
που και] Βουπα'λου τοΰ Χίου, και Έρως τόξον εχων πτερωτός Μυνδόθεν άφικόμενος (εργον
Λυσίππου) και etc.; d. h. die Worte εργον Λυσίππου waren mit dem Stichwort και
(vgl. A. Brinkmann, Rhein. Mus. LVH 1902, 481) am Rande nachgetragen
und sollten vor dem letzten και eingefügt werden; Kedrenos oder der Autor
unserer Ausgabe hielt aber εργον für das Stichwort und fügte Λυσίππου και an
einer früheren Stelle ein. Die samische Hera wurde also dem Bupalos zugewiesen,

*) τής Αφροδίτης τής έν Κνίδορ τό περιβόητον
και τδ τής Σαμίας Ήρας καί τό τής Λινδίας
Αθήνας ές άλλης ύλης, ήν ’Άμασις ό των
Αίγυπτίων βασιλεύς τψ σοφορ Κλεοβούλορ άπέ-
στειλε, και άλλα μύρια (Kedrenos ρ. 351 ed.
Paris. = Migne, Patrol. gr. 121 p. 619. Ähnlich,
aber kürzer Zonaras 14, 2 = III 44 Wolff).
2) Kedrenos p. 322 Paris. = 613 Migne: και τό
άγαλμα τής Λ ι ν δ ί α ς Ά θ η ν ά ς τετράπηχυ έκ
λίθου σμαράγδου, εργον Σκύλλιδος και Διποίνου
των άγαλματουργών, δπερ ποτέ δώρον επεμψε
Σέσωστρις Αίγυπτου τύραννος Κλεοβούλορ τορ Λιν-
δίων τυράννφ, και ή Κνιδία Αφροδίτη έκ
λίθου λευκής γυμνή μόνην την αίδώ τή χειρ!
περιστέλλουσα, εργον τοΰ Κνιδίου Ηραςιτέλους,
και ή Σαμία "Ηρα, εργον Λυσίππου και Βου-
πάλου τοΰ Χίου, και Έρως τόξον έχων πτερωτός
Μυνδόθεν άφικόμενος, και ό Φειδίου έλεφάντινος

Ζεύς, ον Περικλής άνέθηκεν είς νεών 'Ολυμπίων,
και τό τον χρόνον μιμούμενου άγαλμα, εργον
Λυσίππου, όπισθεν μέν φαλακρόν, έμπροσθεν δέ
κομών.
3) Die Ausführungen von Zucker in Fleckeisens
Jahrbüchern 135 (1887) S. 785 ff. werden durch
die sog. Chronik von Lindos modifiziert, vgl.
Blinkenberg, La chronique du temple Lindien
S. 445 f. und in der kleinen Ausgabe (Lietzmanns
Kleine Texte Nr. 131) S. 25. Entweder war es
noch das alte Agalma, das in dem Tempel des
Kleobulos gestanden hatte, oder eine Erneuerung
nach dem Brande des IV. Jahrhunderts. Blin-
kenbergs Zweifel teile ich durchaus nicht, Größe
und Material werden richtig angegeben sein.
Erfunden ist nur, was man dem Bilde nicht
ansehen konnte, Künstler und Herkunft, letztere
wurde vielleicht aus dem Material erschlossen.
 
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