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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

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Ilg, Albert: Das Spielbrett von Hans Kels
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0062
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DAS

SPIELBRETT VON HANS

Von

Dr. Albert Ilg.

KELS.

as Spielbrett, welches erst im Jahre 1871 aus der Schatzkammer in die Ambraser
Sammlung gelangte, wird in dem 1702 bei Anna Rosina Sischowitzin zu Wien er-
schienenen Büchlein: «Kurtz-Lesens-Würdige Erinnerung von Herrührung etc. etc.»
zuerst erwähnt.1 Es heisst da, p. 229: «Ein überauss schön-höllzernes Brett-Spihl,
allerhand Figuren darauf geschniden, ingleichen die Stein, überauss künstlich ge-
machet.» Bei Bormastino heisst es p. 242: «un Tavoliere di legno (im deutschen
Text: ein Schachspiel!), ma con intaglio di Figure artificiosissime, ancora sopra Ii
pietre digiuocare.» Ebenso oberflächlich lässt sich auch Küchelbecker iy3o vernehmen, p. 856: «Ein
höltzernes Damen-Breth (!) mit sehr künstlich ausgestochener (!) Arbeit, darzu sind Steine eben auf solche
Art gemacht.» Es folgt die älteste erhaltene inventarische Aufzeichnung vom Jahre 1750, wo des Werkes
Urheber zum ersten Male genannt wird, um merkwürdigerweise in den späteren Nachrichten wieder zu ver-
schwinden oder dem Patron aller künstlichen Holzschnitzereien, Albrecht Dürer, als angeblichem Autor
weichen zu müssen. Das de France'sche Inventar, p. 6o3, beschreibt das Object folgendermassen: «Ein
sehr Künstlich, auss Holtz verfertigtes Spiell oder Damen-Breth allwo ausswendig, zu Beyden Seythen, et-
welche Kayser, König, Samt dessen Frauen Basrelief Verschniten, die Einfassung, mit Verschiedenen kleinen
Kopf-Bildern, Früchten und Zieraten, Von Vorbeschriebener Arbeith. Darinnen befinden sich auch, die
Hiezu gehörige Steiner, allwo auf jeden ein andere Historie, so theils auss der Schrifft, theils ovidische, aber-
mahl Halb-erhoben Verschniten, solches ist von Hannss Kels Anno 1537 gemacht worden.» Der bei Raspe
in Nürnberg 1771 herausgekommene «Versuch einer Beschreibung der k. k. Schatzkammer zu Wien» ist
die einzige Literaturquelle, welche, wie es sich für eine Nürnberger Publication geziemt, dem berühmten
Landsmann auch die vorliegende Holzschnitzerei zuschreibt, so grundverschieden sich der Stil des Werkes
von solchen Dürer's auch erweist. P. 69 lesen wir: «Ein künstliches Bretspiel von Holz, auf welchem aller-
ley Figuren, und auf dessen Steinen ovidische Historien erhaben geschnitten sind. Man hält es für eine
Arbeit des berühmten Dürers.» Eine kurze Erwähnung findet der Gegenstand in der Oesterreichischen
National-Encyklopädie, Wien i836, IV, p. 509.

Die erste sachlich genügende, wenn auch kurze Beschreibung des Gegenstandes lieferte die Uebersicht
der Sammlungen der k. k. Schatzkammer, Wien 1869, kurz vor der Abgabe desselben, p. 47 ff. Hier
wird auch des Heimatsortes des Künstlers, Kaufbeuren, zum ersten Male gedacht. Die ebenfalls kurze Be-
merkung G. F. Waagen's (1867) werden wir unten noch zu würdigen haben.

Das Brett besteht aus zwei mittelst Charnieren zusammenlegbaren Tafeln von 56 Cm. im Quadrat,
in einer Dicke von 4 Cm. Den Kern bildet Eichenholz, welches überall, wo der glatte Fond zu Tage tritt,
mit Nussholz fourniert ist. Die Bildwerke und Ornamente sind aus Buchsholz geschnitzt, die runden Um-
fassungen der Medaillons ausLignum sanctum, die Leisten und Stäbe endlich rothesBirnholz. Die aus lichter
Bronze gefertigten beiden Charniere befinden sich an der oberen und unteren Schmalseite und bestehen, wie

' Siehe über die Literatur der k. k. Schatzkammer den zweiten Band des Jahrbuches, p. Iii.
 
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