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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Notizen zu den Bildern: Schaufenster und Geschäftshäuser
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Barthel, Gustav: Neue Geschäftshäuser in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0390

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Typus zeigt, nämlich ein Schaufenster, bei dem ein ein-
ziges Objekt herausgestellt ist, dessen besondere
Qualität durch Werbetext zusammen mit der Anordnung
erläutert wird. Also eine Art von Übersetzung eines
Inserats in den Schaufensterraum.

Wichtiger aber scheint uns die architektonische Auf-
lösung des Schaufensters, wie wir es vorerst einmal be-
zeichnen wollen, zu sein. Das Schaufenster der Firma
Goldschmidt & Schwabe und das Schaufenster des
„Direkt-Schuh"-Ladens sind nicht mehr räumlich vom
Ladeninnern abgetrennte Teile, sondern etwa wie eine
Fensterbank aufgefaßt, als das Stückchen, das hinter
dem Schaufenster vom Ladeninnern zu sehen ist. Sehr
konsequent hat Rittweger bei Goldschmidt & Schwabe
nur einen Schlitten hinter die Glasscheibe gesetzt, über
den hinweg man in das Innere des Ladens sieht, und
auf dem räumlich tief ins Innere hineingreifenden
Schlitten sind einige wenige Lampentypen gut aufge-
stellt. Einige Buchläden und Schuhgeschäfte halten es
ohne jede Architektur oder Einrichtung nach Geschäfts-
schluß, besonders am Samstagabend, so, daß sie hinter
die verglaste Ladentür einfach auf den Boden Schuhe,
oder im anderen Falle Bücher auslegen. Mit dieser Er-
scheinung des Auflösens des alten Schaufensterraums
geht eine andere Erscheinung einher, auf die wir schon
in früheren Heften der „Form" hingewiesen haben, näm-
lich die Ausbildung des Ladeneingangs zu einer Art
Passage. Hier kann man die ausgelegten Waren in Ruhe
betrachten. Man ist nicht mehr genötigt, auf der Straße
zu stehen und wird dabei ganz allmählich in das

Innere des Kaufhauses hineingelockt. Oft finden die
Schaufenster im Innern in den Vitrinen eine Fortsetzung
oder es stehen in der Passage freistehende Vitrinen.
Diese Ausbildung des Geschäftshauseingangs beeinflußt
das Bild der Straße. Der Weg zu einer Art Arkaden-
straße ist beschritten, und wir haben hier ein Beispiel
für eine Rückkehr zu früheren Formen, zu den Laden-
gassen der Handwerker des späteren Mittelalters oder
den kleinen lustig bunten Läden in den Badeorten. Diese
Rückkehr bezieht sich natürlich nur auf den Charakter
der Straße, denn selbstverständlich ändert sich in unserer
Zeit das, was hinter der Ladenstraße beginnt, das Innere
des Kaufhauses, wesentlich. Im 19. Jahrhundert sind die
Geschäftsstraßen von den Wohnstraßen in Typ und Art
kaum zu unterscheiden. Heute aber wird die Geschäfts-
straße zu einer Art Basarstraße, man ist in der Straße
mehr in einem Raum und nicht mehr „auf der Straße".
Die Straße dringt in die Geschäftshäuser vor, wenig-
stens der Teil der Straße, der den Passanten- und Käufer-
verkehr aufnimmt. Sie wird beherrscht von dem Kauf-
haus und seinen Läden, seinen Reklamevorbauten, seinen
Vitrinen und ähnlichen Dingen. Man erinnere sich nur
an die in den letzten Jahren am Kurfürstendamm in
Berlin immer mehr aufgekommenen kleinen Vitrinen, die
ganz vorn am Fußgängersteig stehen oder auch an die
vitrinenartig ausgebildeten Säulen der Straßenbahn-
haltestellen. Eine kleine Ladenstraße für den Einkauf
vom Automobil aus hat Richard J. Neutra entworfen,
wir haben das Projekt im Jahrgang 1929 auf Seite 448
abgebildet. Wir begegnen dort dem gleichen Prinzip.

Neue Geschäftshäuser in Köln

GUSTAV BARTHEL

Beide Geschäftshäuser, das Indanthren-Haus
und das Pelzhaus Weiss liegen in der großen
Geschäftsstraße, der Schildergasse. Sie sind
dadurch in ihrer Lage und Entwicklungsmög-
lichkeit an bestimmte Voraussetzungen ge-
bunden, die von vornherein bei der Planung
in Rechnung gezogen werden mußten. In
vielem sind sie untereinander vergleichbar.
Der Wunsch nach dem Vergleich drängt sich
um so mehr auf, als beide kaum 50 Schritte
voneinander entfernt liegen. Das Indanthren-
Haus wurde von den Architekten Riphahn und
Grod im März vorigen Jahres fertiggestellt.
Es ist ein Neubau auf einem verhältnismäßig
schmalen lang-rechteckigen Grundstück, durch-
gehend von der Schildergasse bis zu der da-
hinterliegenden Straße, jedoch von unregel-
mäßiger Gestalt, da eine Reihe kleiner, ver-
winkelter Häuser fallen mußten. Genau an
dieser Stelle verbreitert sich die Straße, so
daß in der Fluchtlinie der Häuser ein Rück-
sprung entsteht, durch den der Bau in die miß-
liche Lage geriet, in die Ecke gequetscht zu
werden. Ein kleines, schmales Haus springt
vor, das aus finanziellen Gründen nicht ab-

Pelzhaus Weiss in der Schildergasse in Köln
Umbau von Clemens Klotz und Josef Fieth, Köln

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