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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 50.1922

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Habicht, Victor Curt: Ornament und Zeichen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9143#0171

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BRUNO PAUL—BERLIN.

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»FENSTERSEITE DER HALLE«

ORNAMENT UND ZEICHEN.

VON PROF. V. C. HABICHT.

Anlaß über den fundamentalen Unterschied
. von Ornament und Zeichen zu sprechen,
ist die junge Kunst, sind die zahllosen Erörte-
rungen, die die Begriffe nicht genug scheiden,
ist das häufige Laienurteil ganz besonders, das
die junge Kunst mit der Einreihung in orna-
mentale Absichten und Gestaltungen erschöpfen
und erledigen zu können glaubt. Grund für die
Verwirrung geben die tatsächlichen Leistungen
selbst. Denn viele sogenannte expressionistische
Arbeiten sind unbedingt nichts anderes als ge-
schickte Aufnahmen der Mache, einer Stilisie-
rung, sind eben nicht mehr und nichts anderes
als Ornament. Dagegen steht aber sehr klar
und ausdrücklich das ausgesprochene und vor
allem auch das betätigte Ziel, das vernehmlich

verkündet: nicht um einen neuen Stil gehe es,
eine Sache wie den Jugendstil. Kandinsky's
programmatische, wenn auch noch so unzu-
reichende Schrift: „Das Geistige in der Kunst",
nannte den Kern im Titel schon. Dieses Ziel,
oft genug und breit genug erklärt, bedarf keiner
Wiederholung. Der ewigen Parallelisierungen
von neuem Geist, neuer Weltanschauung, Ver-
tiefung und Religiosität mit den oft sehr weit
davon abklaffenden und den hohen Tönen gar
nicht zugebogenen Leistungen ist es wahrlich
genug. Genug ist aber keineswegs an Klarheit.
Sie ist nur am Tatsächlichen zu gewinnen. Und
hier spielt eben die Frage nach Sinn und
Wesen und Unterschied von Ornament und
Zeichen eine große, hülfeleistende Rolle.

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XXV. Juai 1922. 6
 
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