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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,3.1917

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Heft 14 (2. Aprilheft 1917)
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Lembke, Fr.: Wohlfahrtsarbeit im Landvolk
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Jentsch, Carl: Was jungen Dichtern geraten werden sollte
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https://doi.org/10.11588/diglit.14297#0091

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und weiterblickenden Kreisinstanzen übertragen; die Gemeindeverwaltun-
gen haben nur noch zu entscheiden, ob und wann sie die vom Kreise
dargebotenen Wohltaten annehmen wollen. Die Anstellung einer haupb-
amtlichen Kraft ist ermöglicht, und der Lehrmittelapparat kann in einer
Vollständigkeit und Güte beschafft werden, wie es den Einzelgemeinden
nicht möglich ware. Die Störung der Berufsarbeit durch den Anterricht ist
vermindert, denn durchweg ist es leichter durchführbar, auf die Mitwir-
kung einer Kraft für einige Zeit gänzlich zu verzichten, als sie ein ganzes
Iahr hindurch an ein oder zwei Nachmittagen der Woche zu Mtbehren.
Die Anterrichtsleistung ist gesteigert, denn in H3 Tagen ununterbrochener
Arbeit läßt sich mehr leisten als in Y6 tzalbtagen, die über das ganze
Iahr verteilt sind, ganz abgesehen davon, daß es sehr schwer sein würde,
junge Mädchen für zwei tzalbtage der Woche ein ganzes Iahr lang frei
zu machen, wenn man nicht mehr oder minder erhebliche Unregelmäßig*
keiten in Kauf nehmen will.

Das hier geschilderte Verfahren läßt sich natürlich nicht wie ein !Alk»
heilmittel überall anwenden. Aber das Wanderbüchereiwesen lieste
sich noch erheblich viel weiter ausbauen, für Lichtbilder und Kino
lassen sich ähnliche Maßnahmen treffen, das Vortrags- und Volks-
unterhaltungswesen ließe sich sehr gut kreisweise organisieren, für
alle Zweige des tzausfleißes und der tzandfertigkeit sind Wanderkurse
möglich, wie auch für einzelne Zweige der Iugendpflege; für Ge-
sundheitspflege schlägt man ohnehin ja schon den Weg der Kreis»
organisation ein.

Solche Maßnahmen machen die Volksarbeit in den einzelnen Dörfern
keineswegs überflüssig, fordern sie sogar zu ihrer Ergänzung heraus. Sie
entlasten aber die im Dorfe verfügbaren Kräfte ganz bedeutend und
erleichtern ihnen außerdem ihre Arbeit. Die kreisweiseOrgani-
sation bringt nämlich nicht nur Kräfte auf den Plan, die sich ganz der
Arbeit hingeben können, sondern bringt sie auch in so enge Fühlung
mit den maßgebenden Personen des Kreises, daß diese von selbst zu
tätigen Mitarbeitern werden. So werden wertvolle Mittelpunkte geschaf-
fen, von denen die Volkserzieher in den einzelnen Gemeinden immer aufs
neue angeregt und in ihrer Arbeit unterstützt werden. Ganz von selbst
schlingt sich ein Gemeinschaftsband um alle, die an der Volksarbeit im
Kreise beteiligt sind, und so wird ohne weiteres die schädliche Vereinze-
lung des einzelnen Volksbildners, die heute schwer über der ganzen länd-
lichen Volksarbeit lastet, beseitigt. And dadurch wird diese erst zu einem
großen, weitverzweigten und doch in sich festgefügten Bau, der nicht nur
für sich selbst etwas bedeutet, sondern auch seinem ganzen Wesen nach
geeignet ist, so mit der städtischen Volksarbeit verbunden zu werden, daß
ein einheitliches Gebilde entsteht, das Stadt und Land umfaßt und in seiner
Gesamtheit erst wirklich den Namen Volksarbeit verdient. F r. Lembke

Was jungen Dichtern geraten werden sollte*

on Zeit zu Zeit wird vorgeschlagen, jungen Dichtern mit Stipendien
oder organisiertem Mäzenatentum über die Anfangsnöte hinweg-
zuhelfen. Ich halte den Vorschlag für schädlich. Mit der Poesie
verhält es sich ganz anders als mit den übrigen Künsten. tzat ein Ge-

^ Carl Ientsch, dessen Ansehen unter den deutschen Gebildeten langsam, aber

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