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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Vitrinenausstellung: Pioneering Digital Papyrology

Vitrinenausstellung im EG der Universitätsbibliothek ab dem 6. August 2018

Heidelberger Pionierarbeit

Das Heidelberger Institut für Papyrologie ist ein Vorreiter in der digitalen Erfassung, Archivierung und Präsentation antiker Papyri. Dabei integrieren die hier vor Ort aufgebauten Datenbanken nicht nur die in Heidelberg aufbewahrten Stücke, sondern Sammlungen aus der gesamten Welt, sodass sie unverzichtbare Hilfsmittel zur Erforschung dieser fragilen Textträger und ihrer Epoche wurden.

In der Ausstellung, die von August 2018 bis Anfang 2019 in zwei Vitrinen im Eingangsbereich der UB zu sehen ist, wird die Entwicklung von Hilfsmitteln gezeigt, mit deren Unterstützung die Papyrologen im Laufe der letzten 100 Jahre zur Erforschung des griechisch-römischen Ägyptens beigetragen haben: von der analogen Photographie über Printeditionen hin zu Aufbau und Entwicklung modernster Datenbanken.

Papyrus und Papyrologie

Papyrusstaude
(Foto: Lavinia Ferretti)

Ägypter, Griechen und Römer schrieben auf dem Vorläufer unseres heutigen Papiers – Papyrus. Aus der Papyrusstaude wurde das Schreibmaterial Papyrus hergestellt. Benutzt wurde es für sämtliche Texte, die nur vorstellbar sind: Briefe, Abrechnungen, Steuerlisten, Verträge, Rezepte, Bibelausgaben, Horoskope usw. Geschrieben wurde in sämtlichen ägyptischen Sprachstufen, Griechisch, Latein, Hebräisch und Arabisch

Die Jahrtausende überdauert haben die antiken Dokumente auf Grund der klimatischen Bedingungen vor allem in den Wüstengebieten Ägyptens. Heute beschäftigt sich die wissenschaftliche Disziplin Papyrologie mit der Entzifferung der griechischen (und lateinischen) Texte und der Auswertung ihres Inhalts im Rahmen des jeweiligen historischen Kontexts. Diese griechischen Texte repräsentieren 1000 Jahre der Geschichte Ägyptens, von der Eroberung durch Alexander den Großen 331 v. Chr. bis zu den letzten benutzten Papyri im 8. Jh. n. Chr.

Das Heidelberger Gesamtverzeichnis der griechischen Papyrusurkunden Ägyptens (HGV)

Screenshot HGV

1989 begann mit dem Projekt „Papyrus-Editionen“ der Akademie der Wissenschaften am Institut für Papyrologie die jahrelange Arbeit an der Erstellung einer der ersten Datenbanken zu veröffentlichten griechischen Papyri und Ostraka (beschriebene Tonscherben): das Heidelberger Gesamtverzeichnis, kurz HGV. Dabei handelt es sich um eine Metadaten-Datenbank, für deren Aufbau die Daten an dem einzigen damals verfügbaren Computer in die elektronische Eingabemaske eingepflegt wurden.

Mitte der 90er Jahre wurde es möglich, die Daten mit der damaligen Textdatenbank „The Duke Database of Documentary Papyri“ zu verlinken, so dass die entsprechenden Metadata der Papyri mit den auf ihnen überlieferten Texten gemeinsam einsehbar waren. Daraus erwuchs die jetzt maßgebliche digitale, internationale Plattform www.papyri.info, in der Metadaten, Texte und Bilder verbunden sind, die durch die gesamte wissenschaftliche Community dauerhaft verbessert und ergänzt werden können.

Antike Paläographie in PapPal

Screenshot PapPal

Der typische Stil von Handschriften verändert sich im Laufe der Zeit, so dass Texte, die in Kursive geschrieben sind, Charakteristika ihrer Epoche erkennen lassen. Manche auf Papyri überlieferte Textarten wie z. B. Urkunden tragen eine auf den Tag genaue Datierung. So lässt sich anhand des Schriftstils dieser Dokumente grob die Datierung anderer Papyri auf ein bis zwei Jahrhunderte eingrenzen. Für literarische Texte, die in regelmäßiger Buchschrift geschrieben sind, gilt dies weniger.

Die feinen Nuancen an Veränderungen innerhalb weniger Jahrzehnte sind nur mit geübtem Auge zu erkennen. Eine Unterstützung bietet seit 2013 PapPal, eine am Heidelberger Institut für Papyrologie angesiedelte Datenbank, die Bildausschnitte von über 3000 Papyri enthält, die alle ein Datum tragen. PapPal ermöglicht somit die Suche nach vergleichbaren Handschriften als Referenzpunkte bei der chronologischen Einordnung eines neuen Papyrus, der kein Datum enthält.

Neue Präsentation der Institutsbestände über die UB

Anlass mit dieser Ausstellung einen Blick auf die historische Entwicklung zu nehmen, bot die Migration des Katalogs der in Heidelberg aufbewahrten Originale auf eine über die UB zugängliche Datenbank. Dies geschah im Rahmen des Projekts Community-spezifische Forschungsdatenpublikation. In dieser Datenbank werden die Bestände des hiesigen Instituts mit Bildern hoher Qualität, den zugehörigen Metadaten und einem Link zu dem auf dem Papyrus überlieferten Text präsentiert.

Konzeption

Laura Willer, M.A.

Ideen

Dr. Rodney Ast, Dr. James Cowey, Elke Fuchs, Dr. Julia Lougovaya

Ansprechpartner:

Laura Willer
Institut für Papyrologie der Universität Heidelberg
willer@uni-heidelberg.de

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