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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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III. Die Entdeckung der höfischen Liebe

Frauenverehrung und Frauenverachtung

Das mittelalterliche Frauenbild war geprägt von dem Ungleichgewicht der Geschlechter; Frauen galten dem Mann gegenüber als unterlegen. Demgegenüber entwickelte sich in der höfischen Kultur die Minne mit einer dezidierten Überhöhung der (adligen) Frau.

Der fahrende Dichter Stricker propagierte um die Mitte des 13. Jahrhunderts in einem Gedicht eine ungewöhnliche Verehrung des weiblichen Geschlechts: Neben gotes kraft existiere nichts Begnadeteres als die Frau (Bl. 284v). Der Dichter knüpft die Legitimation dieser außergewöhnlichen Hochachtung an weibliche Tugendhaftigkeit. Diese übe letztlich die Anziehungskraft auf den Mann aus und bringe ihn dazu, um die Frau zu werben. Diese Würdigung der Frau stellt innerhalb des Gesamtwerks des Strickers allerdings eine Ausnahme dar. Häufiger findet man frauenfeindliche Positionen, wie in seinem Lehrgedicht Von übelen wiben, in dem er das weibliche Geschlecht auf dessen schlechte Eigenschaften reduziert und ihm die Fähigkeit zu einem selbstbestimmten Leben abgesprochen wird.

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