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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

IV. „Trotz allen Buchstudiums geht doch nichts über die Anschauung“
die bibliophilen Quellen und Gartenreisen

In der „Geschichte der Gartenkunst“ beginnt Marie Luise Gothein ihre Ausführungen zu den Heidelberger Gärten der Renaissance mit einem Resümee der damals bekannten Fakten zum untergegangenen „Herrengarten“ des 16. Jahrhunderts in der Stadt. Sie berichtet wie Salomon de Caus zunächst für den englischen Thronfolger, den Bruder der 1613 nach Heidelberg gekommenen neuen Ehefrau Friedrichs V. von der Pfalz, gearbeitet hatte. Nach dessen frühen Tod hatte Elisabeth den Wasserbau-Ingenieur und Gartenarchitekten nach Heidelberg geholt. Das Buch mit Grotten- und Brunnenentwürfen, das Salomon 1615 veröffentlichte, widmete er Elisabeth, auch als Andenken an ihren Bruder.

Salomon de Caus war in Italien gewesen und hatte einige der dortigen großen Gartenkunstwerke vor Ort studieren können. Die Topographie des Heidelberger Schlosses ließ jedoch eine direkte Übertragung italienischer Konzepte mit klarer Ausrichtung der Gartenachsen auf das Hauptgebäude nicht zu. Es war schon schwierig genug, durch eine höchst aufwendige Terrassierung den Berghängen eine gestaltbare Gartenfläche abzutrotzen.

Dennoch kritisiert Gothein in der „Geschichte der Gartenkunst“ genau dies: dass de Caus trotz seiner Kenntnisse italienischer Renaissancegärten deren Betonung von Symmetrie und architektonischen Achsen offenbar nicht rezipiert hatte.

Ihr Standpunkt prägte die weitere Rezeption des Hortus Palatinus im 20. Jahrhundert.

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