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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Papier & Buchdruck. Neuerungen der Buchherstellung im Spätmittelalter


Zwischen Handschrift und Druck

Die technologischen Innovationen der Gutenberg-Revolution wie auch ihre gesellschaftlichen Auswirkungen gelten heute als nachhaltiger Einschnitt, durch den die mittelalterliche Schriftkultur radikal verändert und ‚modern‘ geworden sei. Ihr zentraler Held Johannes Gutenberg ahnte zunächst allerdings noch nichts von diesen tiefgreifenden Folgen: Zunächst zielten seine Entwicklungen nämlich auf die Verbesserung der Handschriftenproduktion und nicht auf die Massenvervielfältigung von Büchern und Texten. Auch nach der Anfangszeit löste der Buchdruck das handschriftliche Kopieren von Texten nicht einfach ab.

Ein Beispiel dafür, dass das handschriftliche Kopieren von Texten auch im späteren 16. Jahrhundert gängige Praxis war, ist das Gebetbuch, das der Leipziger Rechenmeister Jakob Faber für den sächsischen Kurfürsten August zusammenstellte. Als Beschreibstoff für die 24 Blätter umfassende Textsammlung wählte Faber das teure Pergament. Auch die Kolorierung von Überschriften und anderen Textteilen sowie Flechtbandornamente auf vielen Seiten sprechen für die kostbare Ausstattung des Buches.

Aber nicht nur die Handschriftenkultur, auch der Buchdruck beeinflusste die Anlage des Gebetbuches: Die kalligraphische Buchschrift von Fabers eigener Hand ahmt gedruckte Fraktur-Schriften nach. Zugleich bebilderte er das Werk nicht mit Handzeichnungen, sondern wählte wie bei Drucken drei Holzschnitte, die nachträglich mit Wasserfarben koloriert wurden. Auf der ersten Seite des Buches ist der gekreuzigte Jesus abgedruckt, umgeben von seiner Mutter Maria und seinem Lieblingsjünger Johannes. Wie die Signatur HB verrät, wurde der Holzschnitt von Hans Brosamer geschaffen.

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