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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder



Links: Anna Selbdritt, Seelengärtlein
Rechts: Kreuzigung mit Leidenswerkzeugen und Gnadenstuhl

Gebete als Bestseller

Die hier gezeigte Handschrift enthält eine Sammlung von Gebeten, die zum Teil aus dem „Hortulus animae“ oder „Seelengärtlein“ stammen. Diese Gebetsanthologie war um 1500 im Druck stark verbreitet: Zwischen 1498 und 1538 erschienen über 100 kleinformatige Ausgaben in Latein, aber auch in den Volkssprachen Deutsch, Niederländisch und Tschechisch.

An zahlreichen Druckorten waren ganz unterschiedliche Textfassungen und Kombinationen von Gebeten mit dem immer gleichen Fundus an Holz- und Metallschnitten kombiniert worden. Von der deutschen Bearbeitung sind unter dem Namen „Seelengärtlein“ 36 Ausgaben nachweisbar. Oft dienten die Drucke als Vorlagen für handschriftliche Gebetbücher.

Auch im vorliegenden Fall stammen einige der Gebete aus einem „Seelengärtlein“-Druck. Als Buchschmuck dienten Holzschnitte aus einer gedruckten Ausgabe und zwei Miniaturen in Deckfarbenmalerei mit Goldhöhung, die in den Umkreis des Nürnberger Buchmalers Nikolaus Glockendon (um 1490–1533/34) weisen.

Die Miniatur auf Blatt 4v zeigt eine Variante des Gnadenstuhlmotivs in Kombination mit der Kreuzigung und den Arma Christi, den Leidenswerkzeugen Christi.

Die eingefügten Miniaturen stehen am Anfang eines Abschnitts mit Gebeten zur Hl. Dreieinigkeit, zu denen der Bildtypus des Gnadenstuhls als Darstellung der Trinität ausgezeichnet passt. Der Beginn des Gebetsabschnitts ist durch eine V-Initiale gekennzeichnet, an zwei Seiten des Schriftspiegels verläuft eine Akanthusranke, die an einem Ende eine Blüte ausbildet und auf der sich ein Sittich niedergelassen hat. Ein Hase springt durch sie hindurch, ein weiterer Hase sitzt auf einem Rasenstück seitlich der Ranke.

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