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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder



Sündenfall – Esau bringt Jakob eine Linsensuppe

Eine Armenbibel für den Herzog

Die kostbar mit Goldauflagen und Deckfarbenminiaturen geschmückte Handschrift gehörte vermutlich Herzog Ludwig VII. dem Bärtigen von Bayern-Ingolstadt. In ihr wechseln sich die Bildseiten der „Biblia pauperum“, auch Armenbibel genannt, mit Psaltertexten ab. Ergänzt durch einen Kalender, lateinische Cantica, Fürbitten und ein deutschsprachiges Schlussgebet liegt eine Art Gebetbuch vor.

Neben der kostbaren Ausstattung verweist auch die Schrift auf Herzog Ludwig. Die sehr wahrscheinlich ebenfalls für ihn gefertigte, später sogenannte Ottheinrich-Bibel, wurde vom selben Schreiber angefertigt. Aus einem Besitzverzeichnis des Herzogs von 1446 geht hervor, dass er neben einem deutschsprachigen Neuen Testament – damit dürfte die Ottheinrich-Bibel gemeint sein – auch einen deutschen Psalter – dahinter verbirgt sich womöglich die hier gezeigte Handschrift – besessen hat.

Die Miniaturen können allerdings nicht den Künstlern der Ottheinrich-Bibel zugewiesen werden. Es gibt aber motivische Anklänge und Parallelen in der Figurenauffassung, die zumindest auf ein von der böhmischen Kunst bestimmtes Umfeld verweisen.

Trotz eines festgelegten ikonographischen Kanons der „Biblia pauperum“ zeichnen sich die Miniaturen durch die erzählerischen Qualitäten mancher Szenerie und diverse Eigenheiten aus, wenn sich beispielsweise auf der elften Bildseite Adam offenbar nach dem Biss in die Frucht der Erkenntnis übergibt. Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch Esau und Jakob auf derselben Bildseite, die individualisierte Gesichter aufweisen: Jakob ist eindeutig mit den Bildnissen Kaiser Sigismunds vergleichbar, außerdem trägt er das Abzeichen des Drachenordens an seinem Mantel, dem auch Sigismund angehörte. Ob sich auch mit dem bärtigen Esau, der über seiner Rüstung einen Hermelinmantel trägt, ein Zeitgenosse Sigismunds identifizieren lässt, ist hingegen fraglich: Aufgrund des Bartes könnte man an Herzog Ludwig denken, aber auch Friedrich IV. von Tirol, ein Gegner des Luxemburgers Sigismund, ist nicht auszuschließen.

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