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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder



Akanthus und Blüten

Heidelberger Humanismus

Im Umfeld des kurpfälzischen Hofes und der Heidelberger Universität formierte sich Ende des 15. Jahrhunderts ein Zirkel humanistischer Gelehrter. Sie verfassten eigene Schriften und Übersetzungen antiker Werke. In ihrem Auftrag und für ihren Bedarf entstanden auch kostbar ausgestatte Abschriften von Werken der Antike und des italienischen Frühhumanismus.

Die gemeinsamen Merkmale dieser Bücher liegen im Layout, der Schriftart und im Initialschmuck. Ein Teil imitiert den Stil italienischer Vorlagen. Ein anderer Teil lässt sich einer Buchmalereiwerkstatt zuweisen, die sowohl für die Heidelberger Humanisten als auch für den pfälzischen Kurfürsten Philipp den Aufrichtigen tätig war.

Der Heidelberger Humanistenkreis: Adam Werner von Themar

Adam Werner von Themar (1462–1537) gehörte zur zweiten Generation des Heidelberger Humanismus. Von ihm sind 166 Gedichte erhalten. Viele richten sich an Freunde oder an Heilige, vor allem an Maria, es sind aber auch Epitaphien für antike Dichter darunter.

Der Persius-Kodex wurde in einer Heidelberger Buchmalerei-Werkstatt ausgestattet, die für die Humanisten und auch für den Hof tätig war.

Der gesamte Buchschmuck der Handschrift befindet sich auf der Eingangsseite. Hauptelement ist die vierzeilige unziale Initiale „N“ aus Akanthusblättern, Arabesken und kleinen goldenen Rosetten. Eine Besonderheit der Darstellung sind die beiden Blüten am rechten Rand. Besonders auffällig ist die in ihre Einzelbestandteile zerfallende Blume, die wohl erst in den neunziger Jahren zum Motivrepertoire der Werkstatt hinzukam.

Das Manuskript ist durch das Wasserzeichen auf 1495/97 datiert. Die Nähe zum Buchschmuck im Vergil-Kodex für Philipp den Aufrichtigen und in einer Boccaccio-Handschrift (Exponat I.8) zeigt eine Kontinuität in der Heidelberger Buchmalerei über mehr als 20 Jahre hinweg.

Adam Werner von Themar (1462–1537) hatte in Leipzig (ab 1482) und Heidelberg (ab 1484) studiert und war zunächst Lehrer an der Lateinschule in Neustadt an der Weinstraße (1485–88). 1488 bestellte ihn der pfälzische Kurfürst Philipp der Aufrichtige (1448–1508) zum Erzieher seiner Söhne. Am Hof und auch an der Universität, wo er zudem tätig war, traf Adam Werner auf den Heidelberger Humanistenkreis, dessen großer Förderer Pfalzgraf Philipp selbst war, der sich auch als Mitglied dieser Gruppe verstand.

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